Jene unbedeckten Körperstellen, die derzeit Debatten auslösen, wurden bis zum 1. Weltkrieg luftraubend zusammengeschnürt, lange widerspruchslos, offenbar zum Wohlgefallen von Männerblicken. Derlei "Einblicke in die Kulturgeschichte der Frauenunterwäsche" der vergangenen 150 Jahre zeigt ab heute die Ausstellung "Das Unsichtbare" im Innsbrucker Museum im Zeughaus, der ehemaligen Rüstkammer Kaiser Maximilians.

Korsett und Krinoline

Wie Frauen zivil Rüstungen trugen, wird an den ältesten Ausstellungsobjekten, Korsett und Krinoline, veranschaulicht: Zur "ideal" geschnürten Taille von 45 bis 50 Zentimetern - Sisi soll sie erreicht haben - galt es einen möglichst weiten Rock zu tragen, bis gut einen Meter im Durchmesser. Dabei war lange Zeit das lange Hemd wichtigstes, ja alleiniges Wäschestück.

Wandel von Schönheitsideal und "Körper(ver)form(ung)en

Die für Innsbruck adaptierte Schau des Frauenmuseums Meran will anhand von Dessous den Wandel von Schönheitsideal und "Körper(ver)form(ung)en" zeigen. Disziplinierungen bleiben der rote Faden: Das Korsett weicht in den 20ern zwar der Hemdhose, Farbe und Seide halten Einzug, der Busen aber wird zurückgebunden. Im Zweiten Weltkrieg wird Wäsche selbst gestrickt, in den 50er-Jahren ist der Büstenhalter spitz, in den 60ern sorgt der Nylonstrumpf für Aufsehen. Transparente, leichte BHs sind Reaktionen auf das "Verbrennen der Büstenhalter" der 68erinnen. Madonna schließlich zeigte: Unterwäsche lässt sich auch darüber tragen. (bs/DER STANDARD; Printausgabe, 5.5.2004))