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tele.ring-Chef Michael Krammer freut sich über gute Geschäftszahlen.

Foto: APA/Barbara Gindl
Wien - Der viertgrößte österreichische Mobilfunkanbieter tele.ring hatte im ersten Quartal 2004 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 28,7 Mio. Euro erzielt. Im Gesamtjahr 2003 betrug es 25,6 Mio. Euro, im Vergleichszeitraum des Vorjahres 2,9 Mio. Euro. Der Umsatz steigerte sich gegenüber dem ersten Quartal 2003 um 69 Prozent auf 116,5 Mio. Euro, erklärte tele.ring-Chef Michael Krammer Dienstag Abend.

Erstmals lüftete tele.ring den Schleier über das operative Ergebnis (Ebit), das 2003 rund 1,7 Mio. Dollar (1,41 Mio. Euro) betragen habe. tele.ring bilanziert nach US GAP, der dortige "Net Income" sei mit dem "europäischen Ebit" nur bedingt vergleichbar, betonte tele.ring-Finanzchefin Gina M. Haggerty. Die Abschreibungen betrugen demnach im Vorjahr 11,4 Mio. Dollar, die Zinsen 10,7 Mio. Dollar. Die Eigenkapitalquote betrug 2003 laut Haggerty 62,8 Prozent, der durchschnittliche Umsatz pro Kunden rund 50 Dollar. Der Gesamtschuldenstand belaufe sich auf 185 Mio. Euro, die Rückzahlung beginne planmäßig Ende 2004.

92.000 Kunden seit Jahresbeginn

Seit Jahresbeginn 2004 konnte die Western Wireless-Tochter nach Eigenangaben rund 92.000 neue Mobilfunkkunden begrüßen, während der Festnetzsektor "wie bei den Mitbewerbern" leicht rückläufig sei. Insgesamt habe man derzeit rund 876.000 Kunden. "Wir hatten im Mobilfunk unwesentlich weniger Neukunden als im Weihnachtsgeschäft, der Markt hat sich beinahe schon überhitzt. Das sind fast Zuwachsraten wie in den Boomzeiten 2000 und 2001", freute sich Krammer. Die Kundenzuwächse kommen demnach zu jeweils einem Drittel von den Mitbewerbern Mobilkom Austria, T-Mobile und One.

Besonders positiv sei der hohe Anteil an Vertragskunden von 79 Prozent, während er bei der Konkurrenz bei unter 60 Prozent liegen soll. Kunden mit Vertragsbindung gelten als ertragreicher als Wertkartennutzer. Das Kundenwachstum führt Krammer auf den 1-Cent-Tarif zurück, den tele.ring nun seit fast eineinhalb Jahren anbietet und der seinem Unternehmen den Ruf des kostengünstigsten Anbieters eingebracht habe. Die guten Geschäftszahlen wiederum begründet er mit der "deutlich verbesserten Profitabilität" des Unternehmens.

Dass tele.ring den sechstgrößten heimischen Mobilfunkanbieter "3" (Hutchison") kaufen will, wie das "WirtschaftsBlatt" am Dienstag berichtet hatte, wollte Krammer nicht kommentieren: "Zu Gerüchten nehmen wir grundsätzlich nicht Stellung." Ein möglicher Börsegang der tele.ring-Mutter Western Wireless sei völlig offen, derzeit werde lediglich sondiert. tele.ring macht rund 70 Prozent des Umsatzes von Western Wireless International, zu der neben Österreich noch sieben weitere Landesniederlassungen gehören. Eine Expansion nach Osteuropa ist laut Krammer nicht angedacht.

Marktverzerrung am Handymarkt

Am Handymarkt sieht der tele.ring-Boss "starke Marktverzerrung durch die Subventionierung der Mobiltelefone". Gerade High End-Geräte würden so in einen Markt drängen, in dem sie ohne Zuschüsse keine Chance hätten. Er sieht die magische Preisgrenze für ein subventioniertes Handy bei rund 100 Euro. Die Marktanteilsverluste vom Platzhirsch Nokia begründet Krammer damit, dass sich die Finnen zu sehr auf Nischen und zu wenig auf den Massenmarkt konzentriert hätten. Den Handylebenszyklus gibt Krammer mit einem Jahr an, wobei bereits nach einigen Monaten nach Markteinführung beinahe der tiefste Verkaufspreis erreicht sei. Nur 10 bis 20 Prozent der Handynutzer achten auf das Image eines Handys, der Rest setzt auf das beste Preis-Leistungsverhältnis, so Krammer.

Schlechter als erwartet habe sich der MMS-Markt entwickelt, was tele.ring in erster Linie auf die derzeit noch hohen Preise für eine Bildbotschaft zurückführt. MMS habe aber - wie jede Mensch zu Mensch-Kommunikation - ein "hohes Potenzial", glaubt Krammer. Lokale, drahtlose Netzwerke (WLan), auf die T-Mobile und One setzen, sieht Krammer nicht als Kerngeschäft. "Meine persönliche Meinung ist: WLan wird zu einer Zugabe im Hotel oder am Flughafen, für die der Kunde nicht mehr extra bezahlen muss", so Krammer.

Rufnummern-Mitnahme "bis Herbst möglich"

Beschleunigen möchte er die Vorbereitung der Rufnummernportabilität, also der Mitnahme der Handynummer bei einem Betreiberwechsel. Zuletzt wurde in der Mobilfunkbranche die Vermutung laut, dass sich die Umsetzung noch bis ins Jahr 2005 ziehen könnte. Laut Krammer müsste diese bis in den Herbst 2004 möglich sein. Wichtig sei, dass der abgebende Betreiber innerhalb von Minuten die entsprechenden Daten liefere, was seiner Meinung nach kein Problem sein dürfte. "Bei einer Neuanmeldung hat sie der Mitbewerber ja auch in Sekundenschnelle zur Verfügung", kritisiert Krammer indirekt die Mobilkom, die sich zuletzt unsicher war, ob sich überhaupt das Begutachtungsverfahren bis Weihnachten 2004 ausgeht. (APA)