Oberwaltersdorf/Wien - Magna Steyr, die österreichische Tochter des kanadischen Zulieferers Magna International kann sich bei ihren ehrgeizigen Wachstumsplänen nicht auf die Hilfe des Mutterkonzerns verlassen und muss die geplanten neuen Fabriken aus eigener Kraft finanzieren. Dies sagte Manfred Remmel, neuer Vorstandschef des Unternehmens.

Magna Steyr will in Nordamerika oder Osteuropa ein oder mehrere Werke zur Fertigung von Gesamtfahrzeugen errichten. In Österreich soll neben Graz-Thondorf keine zweite Fabrik mehr entstehen. Wo schließlich gebaut wird, hängt von den Bedürfnissen der Kunden ab, erläutert Remmel: Voraussetzung sei, "dass wir mehrere Kunden und mehrere Plattformen über wenigstens zwei Zyklen haben".

Klarer Kostensenkungsauftrag

Um die für die Expansion nötige finanzielle Stärke zu haben, muss Remmel die Ertragskraft verbessern. 2003 lag die so genannte "operating margin" von Magna Steyr (Betriebsergebnis/Umsatz) bei nur etwa 1,7 Prozent, geht aus der Magna-Bilanz 2003 hervor. 2002 war dieser Wert sogar deutlich unter einem Prozent geblieben - in beiden Jahren der schlechteste unter den Automotive-Töchtern des Konzerns.

Remmel, der von Aufsichtsratschef Siegfried Wolf zu Jahresbeginn mit einem klaren Kostensenkungsauftrag installiert wurde, will die Marge heuer erneut steigern. Welches operative Ergebnis für 2004 budgetiert ist, wollte der Ex-Mercedes-Manager nicht sagen. 2003 hat Magna Steyr bei einem Umsatz von 2,7 Mrd. Dollar einen operativen Gewinn von 47 Mio. Dollar erzielt. Die Zahlen für das erste Quartal werden für kommenden Donnerstag erwartet.

Starker Umsatzanstieg 2004

Nicht gerade leichter wird dieses Vorhaben durch den absehbaren starken Umsatzanstieg 2004: Das Unternehmen will, wie berichtet, seinen Ausstoß heuer auf 200.000 Autos beinahe verdoppeln. Der BMW-X3, der 2004 an die 100.000 Mal vom Band laufen könnte, wird darüber hinaus auf "Vollkostenbasis" verrechnet, was zwar den Umsatz treibt, aber auf die Marge drückt.

Die massiven Vorlaufinvestitionen seien der Hintergrund für die relativ niedrige Rentabilität. Diese reflektiere im Wesentlichen die "großen Investitionen zum Aufbau des Standorts in Graz", sagt Remmel. Erst dadurch sei die Produktion des Saab-Cabrio sowie des BMW-X3 überhaupt ermöglicht worden. Bei Magna Steyr werden heute pro Werktag 1.000 Autos produziert, 1995 waren es noch 100 gewesen. Bis Herbst soll die Produktion auf 1.100 Fahrzeuge gesteigert werden.

Magna Steyr setzt darauf, dass in den nächsten Jahren der Anteil der Nischenfahrzeuge weiter steigt, sagte der Magna-Vorstandschef. Diese würden - anders als die Großserien - von den Herstellern meist außer Haus vergeben. Magna Steyr ist die größte dieser markenunabhängigen Erzeugerfirmen in Europa.

Schielen nach China

Das Unternehmen entwickelt aber auch Autos bis zur Serienreife. Rund 2.000 Techniker - darunter 1.200 in Graz - arbeiten derzeit für das hauseigene Engineering. Inzwischen hat Magna Steyr aber auch eine beachtliche Anzahl von Technikern in der Auto-Hochburg Detroit versammelt - 150 Ingenieure, die bereits für Aufträge von Chrysler und GM arbeiten. "Wir arbeiten daran, Ford als Kunden zu gewinnen", sagt Remmel. In China hofft man, zunächst als Engineering-Dienstleister tätig werden zu können - auch für die hier zu Lande unbekannten zahlreichen rein chinesischen Hersteller.

Vom massiven Aufbau der Autoproduktion in Tschechien und der Slowakei - die Kapazitäten werden dort in den nächsten Jahren mehr als verdoppelt - wird Magna-Steyr nicht direkt profitieren können, erwartet Remmel. In den neuen EU-Ländern werden hauptsächlich Fabriken für Massenmodelle hochgezogen - nicht gerade der typische Markt für die Allradspezialisten aus Graz.

Hohe Stahlpreise kein Problem

Kein Problem hat das Unternehmen derzeit mit der Hausse bei den Vormaterialien, namentlich Stahl. Dieser sei nach wie vor verfügbar, die Verträge mit den Magna-Kunden seien darüber hinaus so gestaltet, "dass wir kein Preisrisiko auf der Beschaffungsseite haben", hieß es. (APA)