Anwesende
Zu der Gedenksitzung Sitzung hatte sich eine große Zahl an Abgeordneten des Nationalrates und Bundesräte sowie fast die gesamte Bundesregierung mit Kanzler Wolfgang Schüssel (V) und Vizekanzler Hubert Gorbach (F) an der Spitze im historischen Reichratssaal eingefunden. Auch die Chefs der Oppositionsparteien sowie die Präsidenten von Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof, Karl Korinek bzw. Clemens Jabloner, fanden sich im Plenum ein. Von der Besuchergalerie aus verfolgten Bundespräsident Thomas Klestil, sein Vorgänger Kurt Waldheim und Spitzenrepräsentanten der Religionsgemeinschaften die Veranstaltung.
Khol: Mit nichts vergleichbar
Khol betonte in seiner Auftaktrede, dass die Roma und Sinti schon lange vor der Zeit des Zweiten Weltkrieges verfolgt, ausgestoßen, gequält und getötet worden seien: "Doch nichts lässt sich mit dem anhaltenden, geplanten, über Jahre durchgezogenen Massenmord der Nationalsozialisten vergleichen." Die kleinen alltäglichen Diskriminierungen hätten sich aber auch nach 1945 oftmals fortgesetzt und immer wieder sei es auch zu Tätlichkeiten gegen Roma und Sinti gekommen, die ihren "traurigen Gipfel" im Attentat gegen eine Roma-Siedlung in Oberwart im Jahr 1995 gefunden hätten.
Positiv
Positiv hervorgehoben wurde vom Nationalratspräsidenten, das Österreich als erster EU-Mitgliedsstaat die Roma und Sinti als ethnische Minderheit anerkannt und "zumindest die rechtliche Diskriminierung beendet" habe. Auch zeigte er sich erfreut, dass das Bekenntnis zum Romani als Umgangssprache merkbar gestiegen sei. Die rassischen Vorurteile bestünden aber noch immer, bedauerte Khol und wandte sich heftig gegen die Verwendung des Wortes "Zigeuner": "Es ist abwertend und verächtlich. Es gehört aus dem Sprachschatz demokratisch denkender und handelnder Menschen gestrichen".
Schlechter gestellt
Bundesratspräsident Jürgen Weiss (V) erinnerte daran, dass die Sinti und Roma nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der "Bewertung" der Leiden auch rechtlich schlechter gestellt wurden als andere Opfergruppen. Ein wichtiges Datum stellt für ihn das Bedenkjahr 1988 dar, seit dem in Österreich jener Anteil an Schuld bewusst geworden sei, den Österreicher an den Verbrechen des Nationalsozialismus getragen haben: "Wenn Erinnerung Identität stiftet, dann hat auch die Erinnerung an Verfolgung, Leid und Vernichtung dazu beigetragen, dass die österreichischen Roma und Sinti ihre Identität bewahrt oder wieder gefunden haben."
Aufforderung
Rudolf Sarközi, Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma, forderte in seiner Rede Europa auf, bessere Lebensbedingungen für die Angehörigen seiner Volksgruppe zu schaffen. Schließlich sei der "sozial schlechte und menschenunwürdige Zustand" der Roma in den neuen EU-Ländern nicht zu übersehen. Und immerhin sei seine Volksgruppe durch die Erweiterung zur größten Volksgruppe Europas geworden. Das Leid seiner Volksgruppe schilderte Sarközi am Schicksal seiner eigenen Familie. Von 128 Personen hatten nur acht den Holocaust überlebt.
"Offene Tür"
Besonderes Lob wurde Bundespräsident Thomas Klestil zu Teil: "Wir Roma und Sinti fanden bei Ihnen stets eine offene Tür für ein persönliches Gespräch. Ich danke Ihnen im Namen meiner Volksgruppe und wünsche Ihnen 'Put pacht tei sastipe - Glück und Gesundheit'." Eine Ovation, die das Staatsoberhaupt sichtlich gerührt entgegennahm.
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