Wien - Beim börsenotierten Technologiekonzern VA Tech geht der seit Monaten währende, mit heftigen Verbalattacken geführte Schlagabtausch zwischen Konzernchef Erich Becker und Großaktionär Mirko Kovats in die nächste Runde.

In einem Interview für die am Donnerstag erscheinende Ausgabe des Nachrichtenmagazins "News" erklärte Becker: "Kovats hat durch die Ablehnung der geplanten Kapitalerhöhung den Aufsichtsrat und den Vorstand desavouiert. Jetzt fehlt jede Vertrauensbasis."

Investmentbanker Ronny Pecik, der gemeinsam mit Kovats derzeit 12,5 Prozent an VA Tech hält, verteidigt in "News" die Ablehnung der Kapitalerhöhung in der Hauptversammlung vergangenen Donnerstag.

Kritik an voestalpine

Scharf kritisiert Becker auch den Linzer Stahlkonzern voestalpine wegen des im Frühjahr 2003 erfolgten Verkaufs seines 19,05-prozentigen VA Tech-Anteils an die Kovats-Gruppe: "Ich frage mich, ob hier die bisherige industriepolitische Lebensgeschichte eines Investors genau geprüft wurde. Während meiner Zeit als ÖIAG-Vorstand habe ich mich sechs Jahre mit dem Verkauf von Unternehmen beschäftigt. Und keine Transaktion hat in einer solchen Art und Weise geendet."

Becker weiter: "Der richtige Wirbel wird aber erst kommen, Kovats kann jederzeit versuchen, die Kontrolle zu übernehmen. Das wird Dimensionen wie beim Voest-Verkauf annehmen."

Temporäre Beteiligung des Landes

Auf die Frage, ob nun wie vom oberösterreichischen SPÖ-Chef Erich Haider gefordert das Land Oberösterreich bei VA Tech einsteigen solle, meint Becker: "Eine temporäre Beteiligung wäre zur Stabilisierung begrüßenswert, allerdings möglichst ohne ein Aufsichtsratsmandat."

Zur Person des Industriellen Kovats erklärte der VA Tech-Boss gegenüber dem Magazin: "Es fällt mir schwer ihn zu beurteilen, weil ich keine Linie sehe. Dieser Mann hat ja als Mitglied des VA Tech-Aufsichtsrates bei den Beschlüssen zur Kapitalerhöhung zustimmend mitgewirkt." Er, Becker, stelle sich "schon die Frage, wo hier die Industriepolitik ist, wenn sich Kovats schon als Großindustrieller bezeichnen lässt".

Pecik verteidigt Kovats

Zur Vorgangsweise der Kovats-Gruppe in der vorwöchigen Hauptversammlung, die geplante Kapitalmaßnahme platzen zu lassen, sagte Kovats-Partner Ronny Pecik dem Magazin: "Hätten wir mit der ÖIAG für eine Kapitalerhöhung gestimmt, dann wäre dadurch die Pflichtübernahme der gesamten VA Tech um über 600 Millionen Euro ausgelöst worden."

Laut Pecik habe der Chef der Übernahmekommission, Peter Doralt, schriftlich erklärt, dass bei einem gemeinsamen Abstimmungsverhalten der Staatsholding und der Kovats-Gruppe ein Übernahmeangebot an alle Aktionäre gestellt werden müsse. "Wir waren somit zur Ablehnung der Kapitalerhöhung gezwungen", zitiert "News" Kovats-Partner Pecik. (APA)