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Auch auf der Homepage können autofreie Tage gespendet werden.

Foto: Archiv
Graz – "Wenn es uns gelingt, 60 Prozent des Autoverkehrs zu reduzieren, wäre das ein Durchbruch", mein der Grazer Vizebürgermeister Walter Ferk (SP) bei einem Pressegespräch mit Umweltexperten zum Thema Feinstaub, um dann gleich resignierend nachzulegen: "Aber ich sag ehrlich, dass wird nie sein". Tatsächlich wären 60 Prozent aber notwendig, damit Graz die gesetzlichen Feinstaub-Grenzwerte einhalten kann.

Bewusstseinskampagne

Nachdem Land und Stadt jeden Winter wieder ohne Konzepte vor einem Problem stehen, das nachhaltigen gesundheitlichen Schaden anrichtet, startet das Grazer Umweltamt am kommenden Wochenende seine Bewusstseinskampagne "feinstaubfrei" für einen freiwilligen Verzicht aufs Auto. "Greift das nicht, werden Straßensperren unvermeidbar", so Ferk.

Angesichts der Wirkung vor allem der kanzerogenen Dieselpartikel, die sich, wie der Chef des Umweltamtes, Karl Niederl erklärt, "in den Lungenbläschen festsetzen und das Immunsystem stören", wirkt die Drohung wie ein Versprechen.

Betriebe überzeugen

Niederl versucht auch, Betriebe zu überzeugen, ihre Dieselfahrzeuge mit Filtern nachzurüsten sowie Fahrgemeinschaften zu fördern. "Allerdings gibt es bei Partikelfiltern noch keine Anbieter, die den Bedarf nur annähernd abdecken könnten". Doch gerade ein Filterhersteller aus dem "Detroit der Alpen" könne da mit einen Weltmarkt erobern.

"Alternative Führerscheine"

In den nächsten Tagen sollen junge Frauen in orangen-T-Shirts die ersten "alternativen Führerscheine" unters Volk bringen. In den orangen Ausweisen kann man autofreie Tage "spenden", ein Tag monatlich bis zu fünf Tage in der Woche. Spenderlisten gibt es auf der Homepage.

Ferk appelliert auch an die Grazer Verkehrsbetriebe (GVB), eine Werbekampagne zu starten. Doch das seit 20 Jahren nicht wesentlich verbesserte GVB-Netz wurde vor wenigen Tagen durch eine Tariferhöhung noch teurer. Niederl und Ferk goutieren einer Stadt-Regional-Bahn, wie sie die Grünen seit 20 Jahren fordern, sind sich aber auch einig, dass ohne Land und Bund ein zeitgemäßes Verkehrskonzept für Graz nicht finanzierbar sei.

"Damokleschwert"

Man habe nun das "Damokleschwert aufgehängt", warnt Niederl. "Wenn die Freiwilligkeit nichts bringt, werden wir, sobald die gesetzlichen Rahmenbedingungen da sind, im nächsten Winter sperren.

Dann wird das Land reagieren müssen, denn die Stimmung der Bevölkerung wird bei den Landtagswahlen 2005 spürbar sein." (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 6.5.2004)