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Seit April ermöglicht ein Paragraf holländische Pestizide in Österreich - dadurch seien massenhaft neue Pestizide im Handel- die Sicherheitshinweise sind nur in holländischer Sprache angegeben

Foto: APA/ Peter Foerster

Wien - Das Chaos um Einsatz und Kontrolle gefährlicher neuer Pestizide in der Landwirtschaft dürfte um einiges schlimmer sein als bisher angenommen. Landwirtschaftsminister Josef Pröll (VP) sieht sich - einer Anfragebeantwortung im Parlament zufolge - offenbar nicht ausreichend imstande, exakt über die neuesten Entwicklungen Auskunft zu geben.

Auf die Frage, welche Mittel in den Niederlanden zugelassen sind, die seit kurzem auch in Österreich angewandt werden dürfen, verweist der Minister lediglich auf eine niederländische Internetadresse.

Keine Info-Chance für Bauern

Global-2000-Experten wollen nun herausgefunden haben, dass allein für die Apfelproduktion neben den bisher erlaubten 85 Pestiziden 203 weitere niederländische Giftstoffe zugelassen seien. Für Paprika können nunmehr statt 34 weitere 136 Pestizide angewandt werden. "Wenn nicht einmal das Landwirtschaftsministerium diese unüberschaubare Vielzahl von Pestiziden benennen kann, wie sollen dann die Bauern mit der völlig verworrenen Situation umgehen?", fragt der Biochemiker von Global 2000, Helmut Burtscher.

Chaos um Grenzwerte

SPÖ-Umweltexpertin Ulli Sima, die die Sache mit ihrer Anfrage an Pröll ins Rollen brachte, ortet "ein totales Chaos". Sima: "Sollen jetzt die zuständigen Kontrollore auf der niederländischen Homepage nachschauen, was sie in Österreich prüfen müssen?" Auch die näheren Prüfinhalte - etwa welche Grenzwerte gelten - seien völlig offen. Die Grünen fordern die sofortige, ersatzlose Streichung jener Passage des Pflanzenschutzmittelgesetzes, wonach Pflanzenschutzmittel, die in einem beliebigen EU-Mitgliedsland zugelassen sind, auch in Österreich erlaubt werden. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe 6.5.2004)