Kaum hat Österreich die unproduktive Debatte über das Wahlverhalten von echten Frauen und linken Emanzen überstanden, könnte dem Land schon wieder eines dieser Frauenthemen blühen.

Könnte, wenn sich die Regierung oder wenigstens die Opposition um produktive Themen wie Beschäftigung und Arbeitslosigkeit kümmerte. Die jüngsten Daten sprächen dafür: Die Arbeitslosigkeit steigt weiter, im April gab es um 9500 Jobsuchende mehr als im Jahr davor - 7600 von ihnen Frauen.

Viele davon solche, die in den letzten zweieinhalb Jahren brav daheim bei Kind und Herd waren, das neue Kindergeld bezogen, um nun chancenlos am Arbeitsamt zu hängen.

Keine drei Jahre nach Einführung des von der ÖVP-FPÖ-Koalition initiierten Kindergeldes, das im Jahr rund 1,2 Milliarden Euro kostet, zeigt sich, was immer klar war: dass der Traum vom Ausstieg auf Zeit einer bleibt. Ganz sicher jedenfalls in Zeiten, da Jobs nichts anderes sind als Mangelware.

Kein Arbeitgeber hebt Frauen (oder Männern) einen Job länger auf, als er muss (der Kündigungsschutz endet nach zwei Jahren). Kein Arbeitgeber beschäftigt schlecht qualifizierte Frauen, wenn er besser qualifizierte findet, die den Job ums gleiche oder um weniger Geld machen.

Kein Arbeitgeber stellt einschulungsbedürftige Aussteigerinnen ein, wenn andere immer da waren. Auf die Erfüllung ihrer Mutterrolle mögen sich Frauen besser nicht berufen: Auch unter der konservativsten Regierung geht es der Wirtschaft nicht um hehre private Werte, sondern um Kosten und Ertrag. Wer anderes glaubt, ist schlicht naiv.

Die Regierung schaut der steil steigenden Frauenarbeitslosigkeit indes untätig zu. Frauen, die das stört, werden sich wohl selbst helfen müssen. Sie müssen sich Qualifikation holen und eine harte Haut; bedanken könnten sie sich in der Wahlzelle. (DER STANDARD Printausgabe, 06.05.2004)