Husten, Auswurf, Gewichtsverlust, Brustschmerzen, Fieber. Jährlich acht Millionen Neuinfektionen und zwei Millionen Tote weltweit. Die Tuberkulose (Tb), die vor 30 Jahren als fast besiegt galt, meldet sich zurück und bereitet mehr Probleme denn je: Resistenzen nehmen zu, die Wirkung der Schutzimpfung nimmt ab.

Laut WHO sind in den neuen EU-Mitgliedsländern Estland, Lettland und Litauen, auch in Teilen der Russischen Föderation bis zu 30 Prozent aller Erreger resistent. In einer tödlichen Partnerschaft mit Armut und Aids breiten sich diese Stämme weiter aus. In Österreich erkranken jährlich etwa 1000 Menschen an Tb, rund 80 sterben. Die Resistenzrate liegt bei 4,5 Prozent. Ein Anstieg wird erwartet.

Prophylaxen

Während große Pharmakonzerne eifrig nach neuen Antibiotika zur Behandlung forschen, setzen kleine Biotechfirmen wie das Wiener Unternehmen Intercell auf die Entwicklung von neuen Prophylaxen, also Vakzinen.

"Der existierende Impfstoff basiert auf Erregern der Rindertuberkulose", erklärt Molekularbiologe und Intercell-Vorstandsvorsitzender Alexander von Gabain. Jüngste Genanalysen hätten gezeigt, dass das Rinder-Tb auslösende Bakterium jedoch weit weniger mit dem menschliche Tb verursachenden Erreger verwandt ist, als zunächst angenommen. Das heißt, die Spezifität der Impfung ist alles andere als optimal. Und in einer südafrikanischen Studie konnte zudem gezeigt werden, dass der Impfstoff Kinder nicht selten mit Rinder-Tb infiziert, anstatt sie vor humaner Tb zu schützen.

Impfstoff, auf Erreger basierend

Gemeinsam mit dem dänischen "Statens Serum Institut" entwickelten die österreichischen Wissenschafter daher einen neuen Impfstoff: Dieser basiert erstmals auf einem menschlichen Tb-Erreger, konkret auf einem Protein, das in allen weltweit isolierten Bakterien zu finden ist, also eine hohe Spezifität besitzt. Dieses wurde mit einem Peptid kombiniert, das das Immunsystem generell pusht.

Tierversuche seien bereits erfolgreich abgeschlossen worden, kommendes Jahr sollen die klinischen Studien folgen. In sechs Jahren, hofft von Gabain, könnte der Impfstoff auf dem Markt sein. (fei/DER STANDARD, Printausgabe, 6.5.2004)