Wien - Die Hauptversammlung (HV) der VA Tech vor einer Woche bleibt nicht ohne Folgen. Eine davon ist, dass die weitere Privatisierung des Linzer Anlagenbaukonzerns, an dem die Verstaatlichtenholding ÖIAG noch 15 Prozent hält, vorerst auf Eis gelegt wird.

Zumindest sprachen sich im Vorfeld der am Freitag anberaumten Aufsichtsratssitzung einige Kapitalvertreter im ÖIAG- Aufsichtsrat dafür aus.

Zentraler Punkt in der Diskussion ist die Kapitalerhöhung, die vom zweiten VA-Tech-Großaktionär, Mirko Kovats plus Victory, dank verbündeter Paketaktionäre überraschend gekippt wurde.

Warnung der Übernahmekommission

Dies sei nur "passiert", verlautet aus Victory-Kreisen, weil die Übernahmekommission ÖIAG und Kovats-Gruppe vor der HV gewarnt habe, gleich zu stimmen.

In der ÖIAG hält man dagegen, dass man zwar vor abgestimmtem Verhalten gewarnt worden sei, dies habe sich aber nicht auf die von VA-Tech-Vorstand und Aufsichtsrat einhellig gewünschte Kapitalaufstockung bezogen. Die Warnung habe vielmehr die geplanten Änderungen im Aufsichtsrat betroffen, heißt es in ÖIAG-Kreisen.

Zu dieser Neubesetzung ist es, wie berichtet, am vergangenen Donnerstag dann tatsächlich nicht gekommen. Zurücktreten sollte Ex-Voest-Chef Franz Struzl. Als dessen Nachfolger war der oberösterreichische Rechtsanwalt Gerhard Wildmoser geplant.

Er sollte als Vertrauter von Oberösterreichs Raiffeisen-Chef Ludwig Scharinger zwischen den mittlerweile zerstrittenen VA-Tech-Eigentümern vermitteln und die aufgeschaukelte Stimmung kalmieren.

Für heiße Debatten ist gesorgt

Für heiße Debatten ist in der ÖIAG-Sitzung damit sicher gesorgt. Denn nicht nur die Arbeitnehmervertreter - sie wollen ihren Unmut über die Privatisierungspolitik der Regierung Freitagfrüh vor der ÖIAG-Zentrale in der Wiener Dresdnerstraße zeigen und demonstrieren - werden von den ÖIAG-Vorständen Peter Michaelis und Rainer Wieltsch Rechenschaft verlangen. Auch bei den Kapitalvertretern mehrt sich der Unmut über die offenbar ent- glittene Privatisierung der VA Tech.

Diskussionen wird es auch über die noch im Juni geplante Abgabe von 17 Prozent an der Telekom Austria (TA) geben. Da ein Verkauf an die ihrerseits mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Swisscom politisch nicht durchzubringen ist, soll dieser über die Börse erfolgen.

"Erfolgsstory TA"

Um an der "Erfolgsstory" - die TA zahlt heuer das erste Mal seit 2000 eine Dividende - auch die Kleinaktionäre teilhaben zu lassen, sollen von den 17 Prozent zwei unters Volk gebracht werden. Der Rest soll an institutionelle Investoren gehen.

Nach dieser Transaktion, die gut eine Milliarde Euro bringen sollte, würde die ÖIAG bei der TA nur noch die Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) halten.

Schnell Kasse machen will die ÖIAG offenbar auch bei der Bergbauholding. Da diese aus zehn Subgesellschaften besteht, deren Herzstück der steirische Erzberg ist, würde eine Verwertung aber nicht auf einen Schlag gehen.

Deshalb soll am Freitag zunächst die Voest-Alpine Erzberg GmbH abgespalten werden. Als direkte ÖIAG-Beteiligung kann der Erzberg, an dem die Voestalpine interessiert ist, dann rasch verkauft werden. Kolportierter Verkaufspreis: 100 Mio. Euro. (DER STANDARD Printausgabe, 06.05.2004, Luise Ungerboeck)