Arlon - Vier psychiatrische und psychologische Gutachter, die am Mittwoch im belgischen Arlon beim Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Marc Dutroux aussagten, waren sich einig: Der Hauptangeklagte ist demnach zwar alles andere als normal, aber auch kein willenlos Getriebener, der seine Taten unter psychischem Zwang begeht.
Der Psychologe Walter Denys sprach von Dutroux als Psychopathen, der sich selbst als das "Zentrum der Welt" sehe und deshalb andere entsprechend abwerte und für die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse benutze.
Dutroux habe, wie auch seine eigenen Kindheitserinnerungen zeigten, schon im Kindesalter viele Anzeichen für eine pathologische Persönlichkeit entwickelt. So jemand sei aber nicht gezwungen, Verbrechen zu begehen, es gebe zahlreiche - auch sehr prominente - Psychopathen, die nie straffällig geworden seien.
Die Rückfallrate von kriminellen Psychopathen liege allerdings bei 85 Prozent - unabhängig davon, ob sie psychologisch behandelt würden oder nicht. Daher sei es sehr wahrscheinlich, dass Marc Dutroux nach einer eventuellen Haftentlassung wieder rückfällig werde. (kb, DER STANDARD Printausgabe 6.5.2004)