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Bild vom Begräbnis des Grafen von Paris, 1999.

Foto: APA/AFP/DANIEL/STF
Paris - Im kommenden Juni werden bei den Europawahlen in Frankreich erstmals auch Monarchisten kandidieren. Die 2001 gegründete Monarchistenpartei "Alliance royale" wird in sechs der acht französischen Wahlkreise mit eigenen Listen vertreten sein, kündigte der Präsident der Bewegung, Yves-Marie Adeline, an. "Wir distanzieren uns auf dieselbe Weise von den utopistischen Föderalisten und von den engstirnigen Souveränisten", positionierte Adeline seine Partei.

Hoheit Frankreichs

"Wir sind die besten Souveränisten, denn wir wollen die Hoheit Frankreichs garantieren, indem wir das Land mit einer wahren Hoheit ausstatten", betonte der Parteichef und fügte hinzu: "Mit einem König an seiner Spitze könnte sich Frankreich ohne Furcht dem europäischen Spiel öffnen." Im Spektrum der politischen Richtungen ist die "Alliance royale" laut Adeline im Zentrum anzusiedeln.

Die Frage nach der Identität des Königs, der eines Tages auf den Thron steigen könnte, bezeichnete Yves-Marie Adeline als "verfrüht".

Frankreichs Royalisten

Die Monarchisten kandidieren in allen französischen EU-Wahlkreisen außer in Westfrankreich und in den Übersee-Departements DOM-TOM. Adeline selbst tritt als Spitzenkandidat in der Pariser Region Ile-de-France an. In Ostfrankreich wird die Liste von Sandrine Pico angeführt. Die 42-jährige Professorin, eine praktizierende Katholikin, hatte im vergangenen Jänner im Sender M6 an der französischen Variante der ATVplus-Doku-Soap "Tausche Familie" teilgenommen, bei der zwei Mütter acht Tage lang ihre Familien tauschen.

Frankreichs Royalisten stehen nicht geschlossen hinter dem gegenwärtigen Thronprätendenten Henri von Orleans, den die so genannten Legitimisten nicht als rechtmäßig anerkennen. Sie betrachten den 1830 nach dem Sturz von Karl X. an die Macht gekommenen und 1848 gestürzten "Bürgerkönig" Louis-Philippe von Orleans, den direkten Vorfahren des Thronanwärters, als Usurpator. Nach seiner Scheidung von der Herzogin Marie-Therese von Württemberg war Henri von Orleans 1984 von seinem Vater, dem Grafen von Paris, verstoßen und erst 1996 wieder in seine dynastischen Erbfolgerechte eingesetzt worden. Seine zweite Ehe mit der Bürgerlichen Micaela Cousino Quinones hatte für einen Skandal gesorgt.

Das Haus Orleans ist eine Seitenlinie der Dynastie Bourbon, die nach dem Aussterben der Valois 1589 auf den französischen Thron gekommen war. Der Hauptzweig der (heute noch in Spanien regierenden) Bourbonen starb 1883 aus. Die Bonapartisten unterstützen ihrerseits die Ansprüche des Prinzen Charles Napoleon auf die Kaiserkrone. Das zweite Kaiserreich war 1870 mit der Niederlage von Napoleon III. gegen Preußen untergegangen. (APA)