Wien - Für die ÖVP-Spitzenkandidatin Ursula Stenzel ist
Karin Resetarits "die Barbara Prammer von Hans-Peter Martin, nur
etwas lustiger und etwas schräger". Mit der Kandidatur der ehemaligen
ORF-Moderatorin auf der Liste des fraktionslosen Europaabgeordneten
Hans-Peter Martin werde diese "immer mehr zur zweiten SPÖ-Liste",
sagte Stenzel. Sie sei "eindeutig dem
links-alternativen Spektrum" zuzuordnen und habe nun mit Resetarits
auch eine "feministische Komponente". Stenzel geht daher davon aus, dass die Martin-Liste vor allem im
Revier der SPÖ Stimmen lukrieren werde. Dass Martin und Resetarits
auch die Chancen der ÖVP mindern könnten, glaubt Stenzel nicht, "ganz
im Gegenteil". Die politischen Inhalte und Botschaften von Resetarits seien
bisher völlig unklar. Sie habe sich bisher mit Kultur beschäftigt,
mit Hits, "jetzt probiert sie Politik", sagte Stenzel. Und auch
Martins Liste sei bisher nur eine "Ein-Themen-Partei". Martin habe
außer den Spesen bisher keine Inhalte präsentiert, es handle sich
daher um eine "Anti-Europa-Reflex-Partei". Martin habe noch nicht
gesagt, was er für Österreich tun wolle, er habe keine Konzept für
die eigentlichen Themen vorgelegt, sagte Stenzel.
Gelassenheit
Gelassen reagiert SPÖ-Spitzenkandidat Hannes Swoboda
auf die Kandidatur der ehemaligen ORF-Moderatorin Karin Resetarits
auf der Liste des fraktionslosen Europaabgeordneten Hans-Peter Martin
für die EU-Wahl am 13. Juni. "Das bestätigt nur unsere Linie, dass es
wichtig ist, Leute zu haben, die erfahren und professionell sind und
die in der Tagesarbeit etwas zu Stande bringen." Vor der Wahl "zu
flimmern und zu schillern" sei zwar gut, das helfe dann aber bei der
Arbeit im Parlament nicht weiter. Das habe man auch bei Martin
gesehen und das werde jetzt nach der Wahl genau so sein, meinte
Swoboda.
Arbeitsklima
Die Wahlchancen der SPÖ sieht Swoboda durch die Kandidatur von
Martin und Resetarits nicht beeinträchtigt. "Ich glaube nicht, dass
das in unserem Bereich ein Problem ist." Das betreffe alle Parteien.
Die Chancen der Liste Martins könne er nicht beurteilen, sagte
Swoboda. Die SPÖ werde aber versuchen, den Wählern zu vermitteln,
dass seine Möglichkeiten, im Parlament Dinge zu beeinflussen gering
seien. Im EU-Parlament sei seine Rolle "nicht existent". Mit seinen
Methoden habe er "kein Arbeitsklima geschaffen".
Demokratisches Recht
Zur Ankündigung Martins, eine eigene Partei zu gründen, sagte
Swoboda, das sei sein demokratisches Recht, es stehe jedem frei, das
zu tun. Martin müsse sich aber nun entscheiden, ob er Ankläger,
Richter, Filmregisseur oder politischer Mitbewerber sei. Als
Regisseur drehe man immer nur Filme über andere, meinte Swoboda in
Anspielung darauf, dass Martin die Abgeordneten bei der Eintragung in
Anwesenheitslisten gefilmt habe, die für die Abrechnung von Spesen
wichtig sind. Er bestimme nur, was andere zu tun haben. Seine eigene
Einkommenssituation habe er aber nicht offen gelegt. Das sei
"eigentlich nicht fair", sagte Swoboda. (APA)