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Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG Klaus Zumwinkel (l) und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Postbank AG Wulf von Schimmelmann (r) halten am Donnerstag vor Beginn der Hauptversammlung der Deutschen Post AG einen Ball in den Händen

Foto: dpa/Gambarini
Köln - Nach der schweren Krise auf den Aktienmärkten steht in Deutschland ein erster ernster Stimmungstest bevor: Mit der Postbank geht am 21. Juni erstmals seit rund vier Jahren wieder ein Schwergewicht an die Börse. Zu ungewiss scheint aber immer noch die Reaktion der durch Kursverluste gebeutelten Kleinanleger. Daher setzen die Verantwortlichen für einen garantierten Erfolg des "Eisbrecher"-Börsengangs auch lieber gleich auf Großinvestoren.

Postbank-Vorstandschef Wulf von Schimmelmann vermied es ausdrücklich, bei der Ankündigung der Börsennotierung am Donnerstag in Köln von einer neuen "Volksaktie" zu sprechen. Mit dieser Parole hatten Telekom und Deutsche Post früher spektakulär für ihre Wertpapiere getrommelt. Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel betonte, dass gezielt solche Anleger umworben würden, die "mit Aktien schon vertrauter" seien. Auch sprach Zumwinkel gedämpft nur von einer relativ "risikoarmen Bank", nicht von zu erwartenden Kursgewinnen.

"Substanz bewegt"

Verglichen mit den Werbefeldzügen von Telekom und Post soll der Börsengang der Postbank auch weit geräuschloser unter dem Motto "Substanz bewegt" vermarktet werden. Nach einer publikumswirksamen "Story" klingt das nicht. Selbst die Werbelokomotive des Instituts, Ex-Fußballstar Franz Beckenbauer, wird nicht eingespannt.

Die nackten Erfolgszahlen sollen für sich sprechen, die gezielte Positionierung der nach Kundenzahl (11,5 Millionen) größten deutschen Privatkundenbank als "Retailbank" soll überzeugen, wie von Schimmelmann erläuterte. Der Etat für den Werbefeldzug werde "im unteren zweistelligen Millionenbereich" liegen, kündigte Zumwinkel ein eher mageres Budget an.

Vorzugsrechte und Vergünstigungen

Gelockt werden sollen vor allem Hunderttausende von Mitarbeitern von Post und Postbank sowie Postbank-Onlinekunden und Post-Aktionäre mit Vorzugsrechten und Vergünstigungen. Die Aktienplatzierung zielt aber vor allem auch auf so genannte institutionelle Investoren, also Banken oder Investmentgesellschaften.

Diese Einschätzung wurde durch Äußerungen des Postbank-Chefs selbst gestärkt. Er sagte, "in punkto Privatanleger wachsen die Bäume derzeit nicht in den Himmel". Die Verunsicherung "sitzt nach wie vor tief". Deswegen werde man noch flexibel reagieren "und zum Beispiel einen Großteil der Transaktion bei institutionellen Investoren platzieren".

Spekulation um Großaktionär

In Branchenkreisen wurde unterdessen heftig spekuliert, dass möglicherweise ein Großaktionär, konkret der Branchenprimus Deutsche Bank, ins Boot geholt werden könnte. Zumwinkel nannte es "Spekulationen", dass es darüber Gespräche gegeben habe oder gebe.

Noch unklar ist, wie viele Aktien die Post als Eigentümerin des Finanzinstituts am Markt platzieren will. Offiziell war bisher immer von "bis zu 49,9 Prozent" der Anteile - das sind bis knapp 82 Mio. Aktien - die Rede. Dies lässt bis zuletzt Spielraum.

Auch der Ausgabepreis muss erst noch festgelegt werden. Hier stehen die Verantwortlichen um Zumwinkel vor einem schwierigen Spagat: Bei einem höheren Erstkurs könnten sie zwar mehr erlösen, doch zugleich bestünde die Gefahr, dass die Anleger ein weiteres Mal verprellt werden könnten, wenn der Kurs dann fällt. (APA/dpa)