London - Das Kühlen des Gehirns kann das Risiko eines Gehirnschadens bei Babys verringern, die bei der Geburt unter Sauerstoffmangel litten. Internationale Tests von Wissenschaftlern der University College London Hospitals (UCLH) mit einer wassergekühlten Kappe haben viel versprechende Ergebnisse erzielt. Ihr Einsatz verringerte das Sterberisiko sowie die Gefahr einer schweren Behinderung. Die Anzahl der zerebralen Kinderlähmungen verringerte sich um die Hälfte. Die Kappe ist laut Tests für einen Einsatz bei schwersten Verletzungen nicht geeignet.

Das Team entdeckte, dass der Schaden im Gehirn nicht unmittelbar nach dem Eintreten des Sauerstoffmangels auftritt. Der Schaden selbst ist die Folge einer ganzen Reihe chemischer Reaktionen. Bis zum Eintreten permanenter Schäden vergehen einige Stunden. Theoretisch müsste es daher möglich sein, diese chemische Kettenreaktion zu blockieren und so den bleibenden Schaden zu verringern.

Kühlung des Gehirns

Die Verringerung der Gehirntemperatur gilt als eine Möglichkeit diesen Effekt zu erzielen. Frühere Studien haben gezeigt, dass eine Verringerung von drei bis vier Grad viele chemische Reaktionen bereits auszuschalten scheint. Das UCLH Team entwickelte gemeinsam mit Kollegen aus Neuseeland, Bristol und Seattle eine entsprechende wassergekühlte Kappe. Insgesamt 234 Babys aus der ganzen Welt nahmen an den Tests teil. Eine Hälfte wurde mit der Kappe behandelt, die andere erhielt die standardisierte intensivmedizinische Versorgung.

Die erste Gruppe wurde 72 Stunden mit der kühlenden Kappe behandelt, anschließend wieder erwärmt und erhielt die Standardbehandlung. Beide Gruppen wurden 18 Monate lang weiter begleitet und von Ärzten untersucht, die nicht wussten, zu welcher Gruppe das einzelne Kind gehörte. Die am schwersten verletzen 20 Prozent der Kinder sprachen auf die Behandlung mit der Kappe nicht an. Als Zeitfenster für den Beginn der Behandlung werden derzeit bis zu sechs Stunden nach der Geburt angenommen. Es gibt laut BBC jedoch Hinweise darauf, dass auch eine spätere Behandlung wirksam sein kann. (pte)