Wien - Die Österreich-Tochter der kürzlich in die Insolvenz geschlitterten deutschen Bekleidungskette Hettlage weigere sich, die April-Gehälter der Beschäftigten in den heimischen Filialen auszuzahlen. Obwohl die österreichischen Filialen schwarze Zahlen schreiben, werden Gehälter zurückgehalten, so Gottfried Rieser von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) Oberösterreich.

Hier werde ein Unternehmen absichtlich kaputtgemacht, so Rieser in einer Aussendung am Donnerstag. Die Gewerkschaft vermute, dass die 15 Österreich-Filialen vom Management absichtlich in den Konkurs getrieben werden, um die deutsche Konkursmasse aufzufetten.

Konkursantrag erst im Juli

Die Hettlage-Geschäftsführung wurde von der deutschen Zentrale in Neuried angewiesen, keine Gehälter mehr auszuzahlen. Rechtliche Schritte gegen das Management werden eingeleitet, kündigt Rieser an. Die Ankündigung des österreichischen Firmensprechers Peter Berghoff, wonach ein Konkursantrag erst im Juli gestellt werde, bezeichnet die GPA als besonders "zynisch". In diesem Fall sei zu befürchten, dass auch die Mai- und Juni-Gehälter zurückgehalten werden. Erst wenn ein gerichtliches Insolvenzverfahren eröffnet wird, springt der Insolvenzfonds für nicht ausbezahlte Löhne und Gehälter und Abfertigungsansprüche der Beschäftigten ein.

Wie berichtet hat die mehrheitlich in Familienbesitz befindliche deutsche Bekleidungskette Hettlage Ende April Insolvenz angemeldet. Davon betroffen waren 45 Filialen in Deutschland. Der Hettlage-Konzern mit knapp 1.400 Mitarbeitern hatte 2003 rund 200 Mio. Euro umgesetzt.

800 Mitarbeiter in Österreich

Hettlage-Österreich-Sprecher Peter Berghoff hat angekündigt, dass auch über die Österreich-Tochter ein Insolvenzantrag gestellt werde. Hettlage betreibt in Österreich mit rund 800 Mitarbeitern 15 Filialen (Innsbruck, Herzogenburg, Wels, Graz, Villach, Pasching, Salzburg, Amstetten, Vöcklabruck, Krems, Wörgl, Klagenfurt, Linz, St.Pölten, Dornbirn). Im Jahr 2002 setzte das Unternehmen in Österreich 73 Mio. Euro um. (APA)