Jakarta - Die indonesische Präsidentin Megawati Sukarnoputri wird mit dem Chef der einflussreichen moslemischen Massenbewegung "Nahdlatul Ulama" (NU), Hasyim Muzadi, in den Wahlkampf ziehen. Mit dem NU-Führer als Vizepräsidentschaftskandidat erhofft sich Megawati mehr Stimmen bei der Präsidentenwahl am 5. Juli. Muzadi sagte, diese Doppel-Kandidatur sei eine perfekte Kombination von nationalistischen und islamischen Bestrebungen. Die NU hat rund vierzig Millionen Mitglieder und betreibt Schulen, Krankenhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen. Ihr Einfluss reicht bis in die kleinste Dorfmoschee. Viele NU-Mitglieder sind Anhänger von Megawatis Vorgänger Abdurrahman Wahid, der Muzadi seine Unterstützung versagt hat.

Megawatis Partei nach Wahl nur auf Platz zwei

Megawatis Demokratische Partei des Kampfes (PDI-P) war bei den Parlamentswahlen im April mit 18,5 Prozent nur auf den zweiten Platz gekommen. Wahlsieger wurde mit 21,6 Millionen Stimmen die Golkar-Partei, die ehemalige Einheitspartei des Regimes von Diktator Suharto.

Die indonesischen Wähler sind am 5. Juli aufgerufen, direkt ein Staatsoberhaupt zu wählen. Es dürfen nur diejenigen Parteien Kandidaten aufstellen, die bei der Parlamentswahl mehr als fünf Prozent der Stimmen erringen konnten. Bisher wurde der Staatschef von einem Elektorenkollegium gewählt, in dem das Militär prominent vertreten war.

Golkar (Abkürzung für "Golongan Karya" - "Funktionelle Gruppen") als bürokratisches Instrument in der Hand des Militärs auch mit nahezu 30 Millionen Mitgliedern hat den wegen schwerster Menschenrechtsverletzungen angeklagten Ex-Armeechef und Ex-General Wiranto zu ihrem Kandidaten für die Präsidentenwahl nominiert. Menschenrechtsorganisationen kritisierten Wirantos Nominierung scharf. Ankläger der Vereinten Nationen in Osttimor werfen Wiranto vor, seine Soldaten und von der Armee gesteuerte Milizionäre nach dem Unabhängigkeitsreferendum in der von Indonesien überfallenen ehemaligen portugiesischen Kolonie nicht von Massenmorden und Gewaltexzessen abgehalten zu haben.

Der osttimoresische Friedensnobelpreisträger Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo hatte wiederholt gefordert, Wiranto wegen der Verbrechen in Osttimor vor ein internationales Tribunal zu stellen. Zu den indonesischen Verstößen gegen humanitäres Recht in Osttimor gehören nach Auffassung eines UNO-Untersuchungsgremiums der systematische Terror, die Tötung und Vergewaltigung von Frauen und die Verschleppung von Bevölkerungsteilen durch die indonesische Armee und durch paramilitärische Einheiten. (APA/AP/AFP)