London/Monaco - Prinz Albert legte seine vornehme Zurückhaltung ab (in London darf er das) und versprach eine "Völkerwanderung" nach Gelsenkirchen. "Wir wollen so viele Menschen wie möglich mitnehmen und Monaco in eine Geisterstadt verwandeln", erklärte der Thronfolger nach dem fulminanten 2:2 des AS Monaco beim FC Chelsea. Mit einem Gesamtscore von 5:3 schafften seine Untertanen den Einzug ins Endspiel der Champions League gegen den FC Porto. Der soll am 26. Mai (20.45, live in ORF 1) in der Arena AufSchalke besiegt werden. Dann wären die monegassischen Kicker adeliger als Albert, nämlich Könige.

Beide Endspielteilnehmer erhalten jeweils 14.000 Eintrittskarten, Monaco hat 32.000 Einwohner. "Das war eine unglaubliche Saison. Vor zehn Monaten wussten wir nicht einmal, wie es weitergeht, nachdem uns der französische Verband mit dem Zwangsabstieg drohte. Aber wir haben es geschafft, und die Verantwortlichen haben den Kampfgeist gezeigt, der sich auch auf dem Platz widerspiegelte", erklärte der Prinz.

Überschwänglich fielen die Reaktionen der französischen Zeitungen aus. "Monaco ist jetzt im Hof der Großen", titelte der Courrier de L'Ouest. Die L'Equipe forderte bereits ein Denkmal für Coach Didier Deschamps: "Dieser junge Trainer vollbringt Wunder." Selbst die englische Presse erkannte die Überlegenheit der Franzosen an. "Chelsea führte zwar 2:0, musste sich dann aber tief vor Monaco verbeugen", meinte Daily Mail.

"Das ist ein Märchen", sagte Deschamps, der von Klubpräsident Pierre Svara spontan eine Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2007 angeboten bekam. Der Welt- und Europameister, der den Meistercup mit Marseille und Juventus Turin schon als Profi gewonnen hat, wäre nach Miguel Munoz, Giovanni Trapattoni, Johan Cruyff und Carlo Ancelotti erst der Fünfte, der als Spieler und Coach den Pokal holen würde. "Es geht nicht um mich. Die Spieler haben den Finaleinzug verdient. Ich habe eine Mannschaft, die vom Teamgeist geprägt wird und sich immer fantastisch verhält. Wir haben Respekt, aber keine Angst vor Porto."

Chelsea wird die Saison titellos abschließen, der italienische Trainer Claudio Ranieri muss die Bank wohl räumen. Der russische Besitzer Roman Abramowitsch, der 200 Millionen Euro investiert hat, soll bereits Verhandlungen mit Portos José Mourinho aufgenommen haben. "Viele Klubs haben sehr viel Geld ausgegeben und kamen nicht so weit wie Chelsea. Romans Geld wurde gut angelegt", sagte Ranieri, der eigentlich nicht mehr viel zu sagen hat. (DER STANDARD; Printausgabe, 7. Mai 2004, red)