Wien - Ex-Libro-Chef André Rettberg ist weiterhin verschwunden, die Behörden sind mit der Causa Libro trotzdem reichlich eingedeckt. Noch im Mai wird die Anzeige gegen die ehemaligen Rettberg-Anwälte Michael Löb und Gerhard Eckert fertig sein. Sie waren inhaftiert und dürfen ihre Jobs gemäß Disziplinarstatut vorläufig nicht ausüben. Den Advokaten wird vorgeworfen, Rettberg im Zusammenhang mit einem Gewinnschein über 4,4 Mio. Euro geholfen zu haben, Geld beiseite zu schaffen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Laut Rettbergs Rechtsvertreter gehen die Vorwürfe zum Gewinnschein ins Leere, solche rechtlichen Konstruktionen seien durchaus üblich.

Als Flop hat sich indes der von Rettberg promotete so genannte Frauendrink "very+" erwiesen. Vertrieben wird das Getränk von der Evalution Handels GmbH, die zur Firmengruppe rund um Rettberg-Geschäftsfreund Falko Müller-Tyl ("Rettberg war nur externer Berater") gehört. Das Unternehmen sucht intensiv nach "strategischen Partnern für "very+", entsprechende Gespräche mit Unternehmen aus der Branche sollen laufen.

Erfolg fraglich

Ob sie Erfolg haben, ist fraglich: Zwar wurde rund eine halbe Million Flaschen vom steirischen Getränkeproduzenten Sulzegger produziert - aber die Handelskette Spar, bei der "very+" gelistet ist, steigt aus. "Der Drink ist ein absoluter Flop. Das Produkt, das mangels Bewerbung keiner kennt, geht nicht", so ein Sprecher. Die Folge: "very+" wird abverkauft und kommt nicht mehr in die Regale.

Die Überlegung der österreichischen Behörden, Rettberg im Zusammenhang mit "very+" einen juristischen Strick zu drehen, "weil er potenziellen Investoren Renditen versprochen hat", wurden inzwischen wieder ad acta gelegt. Ein Ermittler: "Darauf verschwenden wir jetzt keine Energie." (Renate Graber, Der Standard, Printausgabe, 07.05.2004)