London - Die US-Armee hat nach Angaben eines früheren Mitarbeiters viele Gefangene im Irak willkürlich und grundlos festgenommen. Auch würden Häftlinge im Bagdader Abu-Ghoreib-Gefängnis von unqualifizierten Geheimdienstmitarbeitern befragt, sagte Torin Nelson, der im vergangenen Jahr im Auftrag der US-Armee im Irak Gefangene vernommen hatte, der britischen Zeitung "The Guardian" (Freitag-Ausgabe). Viele Gefangene in Abu Ghoreib hätten sich keines Vergehens gegen die US-geführten Besatzungstruppen schuldig gemacht, sagte Nelson.

"Ich habe Armeeberichte von Gefangennahmen gelesen, in denen es hieß: Die Zielperson war nicht zu Hause. Der Nachbar kam, um zu sehen, was vor sich geht, und wir haben ihn ergriffen", sagte der Ex-Mitarbeiter des Militär-Geheimdienstes. Nelson führte die Misshandlungen zum Teil auf ein blindes Vertrauen der US-Armee in Privatunternehmen zurück, die schlecht vorbereitete Mitarbeiter in den Irak geschickt hätten. "Sie stehen unter einem so großen Druck, die Stellen rasch zu besetzen. Wenn man in solcher Eile Personen auswählt, machen am Ende Köche und Lkw-Fahrer Geheimdienstarbeit", sagte Nelson dem Blatt.

Gerade die unschuldig Inhaftierten seien wahrscheinlich noch gefährdeter für Misshandlungen, sagte Nelson. Diejenigen, die die Gefangenen verhörten, wollten nicht glauben, dass diese willkürlich festgenommen worden seien und betrachteten sie als "schwierige Zielpersonen", die "gebrochen" werden müssten. Nelson ist der Zeitung zufolge als Zeuge in dem Bericht über die Misshandlungen in dem Gefängnis aufgeführt. (APA/Reuters)