Wien – Rund 8,4 Millionen Menschen werden im Jahr 2031 in Österreich leben, um fast 400.000 mehr als zum Zeitpunkt der Volkszählung 2001. Das Bevölkerungswachstum in den kommenden Jahren rührt aber ausschließlich von einer steigenden Zuwanderung her, geht aus einer Prognose der Österreichischen Raumordnungskonferenz (Örok) über die Entwicklung von Bevölkerung und Arbeitskräften in den Jahren 2001 bis 2031 hervor.

Niedrige Geburtenrate

Ohne Zuzug aus dem Ausland würde die Bevölkerung in Österreich wegen der anhaltend niedrigen Geburtenrate schrumpfen. Mit fatalen Folgen für das Pensionssystem und das soziale Klima im Lande, weil immer weniger junge Leute immer mehr alte Menschen erhalten müssten.

Der Prognose zufolge, die am Freitag in Wien präsentiert wurde, steigt die Zahl der Einwanderer bis 2006 auf rund 95.000 pro Jahr, um dann wieder auf den derzeitigen Wert von etwa 80.000 zu sinken.

Parallel zur Gesamtbevölkerung, die überall gleichmäßig wächst und nur in Kärnten und der Steiermark zurückgeht, nimmt der Prognose zufolge auch die Zahl der Erwerbstätigen leicht zu. Einen starken Anstieg der Erwerbstätigkeit wird es in Kernräumen und Zentren geben. Ländliche Gebiete hingegen verlieren weiter an Attraktivität. Auch Telearbeit scheint keine Lösung zu sein, weil an der Peripherie vielfach die notwendige Infrastruktur fehlt. Ein Phänomen betrifft aber alle Bundesländer: Die Beschäftigten in Österreich werden im Durchschnitt immer älter.

Bedingt durch einen späteren Pensionsantritt wird der Anteil der über 50-Jährigen an der Erwerbsbevölkerung deutlich steigen. So werden der Prognose zufolge ab dem Jahr 2021 bereits vier von zehn Arbeitskräften älter als 45 Jahre alt sein.

Die Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter dreißig wird in den nächsten Jahren stagnieren und dann infolge des Geburtenrückganges "rasant" abnehmen. 2031 wird die Zahl der jungen Erwerbstätigkeiten mit 833.000 um 16 Prozent niedriger sein als 2001.

Weiter kritisch dürfte die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt bleiben. Gudrun Biffl vom Wirtschaftsforschungsinstitut, eine der Autorinnen der Örak-Studie, sieht "zumindest bis zum Jahr 2016 keine Entspannung".

Rationalisierung

Aufgrund des starken Wettbewerbdrucks könnten viele Unternehmen nur durch starke Produktivitätssteigerungen konkurrenzfähig bleiben. Rationalisierung habe deshalb für viele Firmen Priorität.

Für den Zuwachs an Arbeitskräften werden vor allem Frauen verantwortlich sein. Während die Zahl der männlichen Erwerbstätigen bis 2015 laut Prognose nur um rund fünf Prozent steigt, wird die vergleichbare Zahl der Frauen bis 2021 um neun Prozent zulegen. Unterstellt wird dabei eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Ausbau verschiedenster Kinderbetreuungseinrichtungen.

Nach Ländern betrachtet wird das Arbeitskräfteangebot bis 2020 sehr unterschiedlich zwischen plus drei Prozent in Kärnten und plus 14 Prozent in Tirol wachsen. Bis 2031 ist dann wieder mit einem Rückgang zu rechnen. Unter dem Ausgangswert von 2001 werden dann die Bundesländer Burgenland, Kärnten und Steiermark liegen. (stro, Der Standard, Printausgabe, 08.05.2004)