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Zehn Jahre nach dem Lehrabschluss ist nur noch eine von vier Frauen im erlernten Beruf tätig

Foto: APA/ Sergey Dolzhenko
Innsbruck - Fünf Jahre nach dem Lehrabschluss sind nur noch 44 Prozent im erlernten Beruf tätig, zehn Jahre danach sind es gar nur 39 Prozent. Gerhard Wagner spricht von einer "Flucht aus dem Beruf", er hat diese Zahlen in einer Studie des Soffi-Instituts (Soziales Förderungs- und Forschungsinstitut) im Auftrag der Arbeiterkammer Tirol ermittelt.

Überdurchschnittlich häufig ist der Berufswechsel in Handel, Tourismus und Berufen wie bei Friseurin oder Kosmetikerin. Am höchsten ist der Verbleib in den Bereichen Maschinen/Kfz und Büro. Wenig überraschend ist, dass Frauen bedingt durch Babypausen von der Problematik stärker betroffen sind als Männer: Zehn Jahre nach dem Lehrabschluss ist nur noch eine von vier Frauen im erlernten Beruf tätig.

Zentrales Motiv für den Berufswechsel ist die Unzufriedenheit mit dem gewählten Beruf, was auch dadurch unterstrichen wird, dass ein Viertel der 1000 Befragten den Ausstieg am Tag des Lehrabschlusses vollzieht. Weitere Motive sind zu niedriges Einkommen, schlechte Karriereperspektiven und ungünstige Arbeitszeiten, erklärt Wagner.

Berufswahl stresst

Bei der Entscheidung für ihren Lehrberuf fühlt sich die Mehrzahl rückblickend überfordert. Überraschenderweise sind das regionale Angebot und diverse Zufälle entscheidender für die Berufswahl als die Prägungen oder Einflüsse des Elternhauses.

Wagner sieht durch die Studie das Prinzip der dualen Berufsausbildung nicht infrage gestellt. Er plädiert aber dafür, dass die Lehrlinge besser auf einen wahrscheinlichen Berufswechsel vorbereitet sein sollen. Dazu empfiehlt er in der Ausbildung mehr auf Module zu setzen, damit die Betroffenen später einmal "mehr mitnehmen können" und bricht eine Lanze für eine verstärkte Allgemeinbildung an den Berufsschulen. AK, Wirtschaftskammer und SPÖ sind sich in Reaktionen auf die Studie darin einig, dass die Berufsinformationen an den Hauptschulen zu verstärken ist. (hs)