Rio de Janeiro - In Brasilien sind weltweit einmalige
Zeugnisse der ersten Naturexpeditionen in das lateinamerikanische
Land aus dem 16. und 17. Jahrhundert gestohlen worden. Wie die
Polizei am Freitag mitteilte, stahlen Unbekannte aus der Bibliothek
des Nationalmuseums der Universität von Rio de Janeiro mindestens 24
Schriftstücke und Kupferstiche, darunter ein Werk des hessischen
Abenteurers Hans Staden aus dem Jahr 1592.
Offenbar kannte sich der Dieb bestens mit dem Wert der Werke sowie
deren Standorten aus: So wurden nur Originale gestohlen. Von den 24
Originalen interessierten den Dieb allerdings nur 17 in Gänze, aus
den übrigen Werken riss er einzelne Kupferstiche heraus.
Insider
Museumsdirektor Alex Azevedo sagte, der Dieb habe anscheinend die
Schlüssel zum Archiv gehabt. Alle Schlösser seien umgehend
ausgewechselt worden. Außerdem solle nun ein Überwachungssystem mit
Kameras eingebaut werden. Das Diebesgut sei von einem "unschätzbaren
Wert", sagte die Chefbibliothekarin Laura Maria Takche.
Die gestohlenen Werke enthalten Angaben von Entdeckern über die
Flora und Fauna Brasiliens, Landschaftspanoramen sowie Beschreibungen
des Familienlebens der Einwohner. Das 1818 gegründete Museum mit
seiner 1863 eröffneten Bibliothek enthält 20.000 Werke, unter ihnen
1700 dieser besonders alten Schriftstücke. Das Gebäude verfügt
dennoch über keine speziellen Sicherheitsvorkehrungen.
Museumsangestellte kritisierten die brasilianische Regierung, die
noch immer nicht die im vergangenen Jahr zugesagten Gelder für die
Renovierung des Museums freigegeben habe.(APA)