Wien - Die interventionelle Kardiologie hat die Behandlung von Herzkrankheiten revolutioniert: Zunächst wird per röntgen-kontrollierter Katheter-Untersuchung überprüft, ob ein Herzkranzgefäß verengt ist. In diesem Fall wird diese Stenose mit einem aufblasbaren Ballon aufgedehnt bzw. eine aufblasbare Drahtgitter-Röhre an diese Stelle des Blutgefäßes eingeschoben, um sie offen zu halten. Doch die Strahlenbelastung kann erheblich sein, hieß es am Freitag bei einer Informationsveranstaltung der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) für Herzspezialisten in der Wiener UNO-City.

Bewusstseinsbildung

Ohne Zweifel bringen solche Eingriffe den Behandelten eine wesentlich bessere Lebensqualität und im Fall eines Akut-Eingriffs bei einem Herzinfarkt auch eine bessere Überlebenschance. Doch der Haken liegt im Detail. "Die meisten Kardiologen haben keine Vorstellung davon, dass die Eingriffe, die sie durchführen auch schwere und extrem schmerzhafte Strahlenverletzungen anrichten können. Und wenn eine solche Verletzung entstanden ist, bleibt sie oft auch noch unerkannt", sagte Univ.-Prof. Dr. Louis Wagner, Radiologe von der Universität von Texas, bei der Veranstaltung, an der Herzspezialisten aus 25 Ländern teilnahmen.

Die Veranstaltung sollte vor allem die Bewusstseinsbildung für Strahlenrisiken bei Ärzten und Patienten verstärken. Immerhin: Kardiologen erfahren in ihrer Ausbildung zwar umfassend, wie sie "Infarkt & Co." bei ihren Patienten am besten verhindern, diagnostizieren bzw. behandeln, ein intensives strahlenmedizinisches Trainingsprogramm aber durchlaufen sie zumeist nicht.

Einer von 10.000

US-Experte Wagner schätzt, dass einer von 10.000 Herzkatheter-Patienten eine Röntgen-Verbrennung erleidet. Den meisten in Katheter-Labors Beschäftigten sei auch ihr eigenes Risiko bezüglich der Strahlenbelastung nicht bewusst, erklärte er. Oft würden aufgetretene Schäden auch noch als "Allergie" oder ausschließlich dermatologisches Problem angesehen. Dabei müssten solche Verletzungen zumeist plastisch-chirurgisch behandelt werden.

Bei weltweit derzeit rund einer Million solcher Eingriffe unter Röntgenkontrolle (Strahlenbelastung bis zu einer Stunde) und weiterhin steigenden Zahlen solcher Interventionen sollte der Strahlensicherheit auch im Bereich der Kardiologie mehr Bedeutung beigemessen werden, hieß es bei dem zweitägigen Seminar. Die IAEO hat dazu eine eigene Kampagne ins Leben gerufen.(APA)