Tiflis - Nach seinem Sieg im Machtkampf mit dem Führer der autonomen Region Adscharien hat der georgische Präsident Michail Saakaschwili die Bildung einer Übergangsregierung und die Auflösung der adscharischen Truppen verfügt. Das Regionalparlament in der Provinzhauptstadt Batumi erklärte der Staatschef in der Nacht zum Samstag für aufgelöst.

Georgische Truppen würden für Ordnung in der abtrünnigen Region sorgen. Die Übergangsregierung unterstehe seiner direkten Befehlsgewalt, erklärte Saakaschwili. Nach Angaben der georgischen Generalstaatsanwaltschaft werden die Güter des zurückgetretenen adscharischen Führers Aslan Abaschidse versteigert.

Auflösung der Streitkräfte

Laut Saakaschwili wird es nach der Auflösung der adscharischen Armee- und Polizeikräfte "nur eine bewaffnete Einheit in Adscharien geben: die dem Verteidigungsministerium in Tiflis unterstehende 25. Brigade". Mit Ausnahme von Waffen werde jedoch "alles, was Adscharien besitzt" dort bleiben. Der georgische Generalstaatsanwalt Irakli Okruaschwili teilte mit, der Besitz Abaschidses und seiner Familie werde meistbietend versteigert.

"Alle diese Güter, die Fahrzeuge und die seltenen Tiere wurden mit Geld erworben, das dem adscharischen Volk gehört. Dieses Geld muss das Volk zurückbekommen", sagte der Generalstaatsanwalt am Samstag im georgischen Fernsehen. Der Erlös aus der Versteigerung werde in Sozialprogramme in Adscharien fließen.

In den vergangenen Monaten seien "enorme Geldsummen von Adscharien ins Ausland transferiert" worden, erklärte der Generalstaatsanwalt. Derzeit würden Maßnahmen getroffen, um dieses Geld zurückzuerlangen. Ein Mitglied der von Saakaschwili eingesetzten Übergangsverwaltung, Tamas Diassamidse, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die neue Regierung werde zunächst eine Liste von Abaschidses Vermögen erstellen. Die Versteigerung sei dann eine weitere Etappe.

Saakaschwili hatte am Freitag mitgeteilt, kurz nach Abaschidses Rücktritt in der Nacht zum Donnerstag seien an der Grenze zur Türkei mehrere dem adscharischen Führer gehörende Geländewagen aus den USA beschlagnahmt worden. Abaschidse besaß außerdem rund 200 seltene und kostspielige Rassehunde, größtenteils kaukasische Owtscharka.

In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" äußerte sich Saakaschwili optimistisch zur Aufnahme seines Landes in die Europäische Union. Durch die friedliche Lösung des Konflikts in Adscharien habe Georgien unter Beweis gestellt, dass es "ein effektiver Staat" und ein "europäisches Land" sei. Es werde "schwer sein, unseren Wunsch, für einen Beitritt in die EU zu kandidieren, unüberlegt zurückzuweisen".

Saakaschwili bestritt Vorwürfe, er unterdrücke die Opposition und verfolge unliebsame Kritiker in den Medien. Georgien sei der "demokratischste Staat unter allen ehemaligen Sowjetrepubliken". Die freie Presse "zu vernichten", sei "unmöglich". Der 36-jährige Politiker hatte im vergangenen November den damaligen Staatschef Eduard Schewardnadse im Zuge der so genannten Rosenrevolution aus dem Amt gejagt. Während der ersten hundert Tage seiner Amtszeit umgab er sich mit einem westlich geprägten Kabinett und sagte der Korruption den Kampf an. (APA)