Wien - Höhere Zinserträge und deutlich mehr Provisionsüberschuss haben der börsennotierten Erste Bank zum Auftakt des neuen Jahres zu einem kräftigen Gewinnplus verholfen. Wie das Wiener Großinstitut am Montag mitteilte, stieg der Konzernüberschuss nach Steuern und Fremdanteilen um 37,5 Prozent von 75,8 auf 104,2 Mio. Euro. Österreichs zweitgrößte Bank lag damit über den Erwartungen der Analysten. Vorstandschef Andreas Treichl sprach vom bisher besten Quartalsergebnis in der Geschichte der Erste Bank.

Neben den Töchtern in Osteuropa, die sich erneut als sprudelnde Gewinnquellen erwiesen, haben laut Treichl weitere Verbesserungen im Österreich-Geschäft sowohl bei den Kosten als auch bei den Erträgen dazu beigetragen. "Von der nunmehr erfolgten EU-Erweiterung erwarten wir uns für das Gesamtjahr 2004 und darüber hinaus Rückenwind für die Ergebnisse, aber auch eine weitere Festigung unserer Position als führende Retailbank in Zentraleuropa", so Treichl.

Starke Steigerung des Nettogewinns

Für das Gesamtjahr 2004 stellt das Spitzeninstitut der österreichischen Sparkassen für den Konzern eine Steigerung des Nettogewinns von 353,3 auf zumindest 500 Mio. Euro in Aussicht. Der Konzernjahresüberschuss werde sich in den kommenden drei Quartalen um insgesamt 75 Mio. Euro verbessern, hieß es dazu. Die Eigenkapitalverzinsung (RoE) der Bank lag im ersten Quartal 2004 mit 14,6 Prozent unter Berücksichtigung einer neuen Goodwill-Berechnung über dem Wert des ersten Quartals 2003 (12,1 Prozent) und des Gesamtjahres 2003 (13,7 Prozent).

Vor Steuern verdiente die Erste in der Gruppe bis März 277,4 Mio. Euro, um 49,1 Prozent mehr als im ersten Quartal 2003 mit damals 186,1 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis wies ein Plus von 19,3 Prozent auf 364,8 (nach 305,9) Mio. Euro aus, bereinigt um die im vergangenen Jahr zugekaufte ungarische Postabank stieg es um 14,9 Prozent auf 351,4 Mio. Euro.

Im Zinsgeschäft erwirtschaftete die Bank einen Überschuss von 656,9 Mio. Euro, der den Vorjahreswert um 6,4 Prozent übertraf. Der Provisionsgewinn fiel mit 281,4 Mio. Euro um 22,9 Prozent besser aus. Für eine Retailbank wie die Erste sind Zinsertrag und Provisionsergebnis wesentliche Ertragsbringer. In Summe lagen die Betriebserträge mit 1,007 Mrd. Euro um 10,5 Prozent höher (bereinigt um die Postabank waren es plus 6,8 Prozent auf 972,7 Mio. Euro).

Risikovorsorgen angestiegen

Ganz ohne Makel präsentiert sich die Erste-Quartalsbilanz freilich nicht: Im Kreditgeschäft stiegen die Risikovorsorgen in den ersten drei Monaten 2004 um mehr als ein Zehntel von 97,2 auf 108,2 Mio. Euro. Einer der Gründe dafür sei die erstmalige Einbeziehung der Postabank gewesen, erklärte die Erste Bank. Zudem hätten die Sparkassen im Haftungsverbund höhere Dotierungen gehabt.

Ihre Kosten/Ertragsrelation verbesserte die Erste-Gruppe im ersten Vierteljahr 2004 auf 63,8 Prozent (für einen Euro Ertrag musste die Bank also 63,8 Cent aufwenden). Im ersten Quartal 2003 hatte diese Kennzahl - im Fachjargon auch Cost/Income-Ratio (CIR) genannt - noch 66,4 Prozent betragen und im gesamten Jahr 2003 64,2 Prozent. Die Kernkapitalquote, eine für die Bankbranche ebenfalls sehr wichtige Kennzahl, lag per Ende 2004 bei 6,6 Prozent, nach 6,3 Prozent zum Jahresende 2003.

Mitarbeiterstand rückläufig

Die konsolidierte Bilanzsumme wuchs im ersten Quartal 2004 gegenüber dem Ultimo 2003 von 128,6 Mrd. Euro um 5,8 Prozent auf 136,1 Mrd. Euro. Die Forderungen an Kunden stiegen um 1,9 Prozent auf 69,0 Mrd. Euro. Wie die Erste dazu festhielt, resultiert dieser Zuwachs ausschließlich aus den Töchtern in Osteuropa, wo die Bank mittlerweile knapp 12 Millionen Menschen zu ihren Kunden zählt. Passivseitig erhöhten sich die Kundeneinlagen im selben Zeitraum um 3,9 Prozent auf 67,4 Mrd. Euro, obwohl die Spareinlagen mit 37,1 Mrd. Euro um 0,5 Prozent leicht rückläufig waren.

Im Gesamtkonzern der Ersten waren per Ende März 36.966 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Angaben der Bank war der gewichtete Personalstand damit um 1,8 Prozent rückläufig.(APA)