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Michelle Martin

Foto: APA/EPA/Yves Logghe
Arlon - Als eine schwache und unterwürfige Persönlichkeit haben Experten im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Marc Dutroux dessen mitangeklagte Ex-Frau beschrieben. Die 44-jährige Michelle Martin habe sich ihr Leben lang in wechselnden Abhängigkeiten befunden, erläuterten drei Neuropsychiater und ein Psychologe am Montag dem Schwurgericht in Arlon. Dutroux, den sie im Alter von 21 Jahren in einer Eissporthalle kennenlernte, sei ihr "Gott" und Befreier aus einer tristen Jugend gewesen. Martin erlebte als Sechsjährige den Tod ihres Vater bei einem Autounfall mit und wuchs bei ihrer autoritären Mutter auf.

In dem am 1. März eröffneten Prozess sitzt Martin als Komplizin ihres Ex-Mannes auf der Anklagebank. Sie soll in den Jahren 1995 und 1996 an der Entführung und Freiheitsberaubung von sechs Mädchen beteiligt gewesen sein, von denen vier die Torturen in Dutroux' Kellerverlies nicht überlebten. Dutroux legt seiner Ex-Frau zur Last, zwei der Mädchen in dem Kerker verhungern haben zu lassen, während er im Frühjahr 1996 wegen anderer Delikte in Haft saß. Martin und Dutroux haben selbst drei Kinder, die in Pflegefamilien aufwachsen.

Martin sei durchaus in der Lage gewesen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, sagte ein Experte weiter. Angesichts einer als feindlich empfundenen Welt habe sie sich aber in eine imaginäre geflüchtet. "Am Schluss konnte sie keinen Unterschied mehr zwischen Traum und Wirklichkeit sehen." (APA)