Agnes Primocic

Foto: ORF/Robert Angst Film
Im Zusammenhang mit der im Programm ORF 2 vergangene Woche ausgestrahlten Dokumentation über das Leben der heute 99-jährigen Halleiner Widerstandskämpferin Agnes Primocic erhebt der Autor des Streifens "Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht", Uwe Bolius, schwere Vorwürfe gegen die zuständige Abteilung des ORF.

Die Anfangssequenz sei vom ORF beschnitten worden; Bolius spricht von "politischer Zensur." Konkret handelt es sich um eine aus Archivmaterial des ORF Landesstudio Salzburg zusammengestellte Einstiegssequenz. In dieser behauptet der - inzwischen im Rahmen anderer parteiinterner Querelen aus der Partei ausgeschlossene - Halleiner FPÖ-Gemeinderat Gerhard Cirlea, in Hallein habe es während der NS-Zeit nie ein Konzentrationslager gegeben.

Tatsächlich hat Primocic Anfang 1945 mehreren Personen zur Flucht aus dem Halleiner KZ-Außenlager verholfen. Im Film kommentiert sie die Feststellung des FP-Mandatars fassungslos.

"Aus einem mutigen wurde ein feiger Film"

Dass man den Film von Bolius und Robert Angst seines aktuellen Einstiegs beraubt hat, wird vom ORF auch gar nicht bestritten. Die zuständige Redakteurin der Abteilung Bildung und Zeitgeschehen, Helene Maimann, hat in einem dem STANDARD vorliegenden Mail an den Produzenten Robert Angst dies so begründet: " ... und ich denke, es macht wenig Sinn, eine diesbezügliche Beschwerde der FPÖ, die zu erwarten ist, zu provozieren."

Kommentar Bolius dazu: "Aus einem mutigen wurde ein feiger Film." Empörung löst das Vorgehen des ORF auch in Salzburg aus. Der Vorsitzende des Landeskulturbeirates Jürgen Stenzl: "Die KZ-Wahrheit ist zumutbar." (neu/DER STANDARD; Printausgabe, 11.5.2004)