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Geoff Hoon, Verteidigungs­minister

Foto:APA/EPA
London - Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon hat Zweifel an der Echtheit von Fotos geäußert, die angeblich die Misshandlung eines irakischen Gefangenen durch britische Soldaten zeigen. Zwei konkrete Misshandlungsvorwürfe könnten dagegen schon bald zu einer strafrechtlichen Verfolgung führen, sagte Hoon am Montag im Unterhaus in London. "Ich kann heute bestätigen, dass die Untersuchungen in zwei Fällen so weit vorangeschritten sind, dass die Entscheidung über eine Strafverfolgung bevorsteht", betonte der Minister bei seiner mit Spannung erwarteten Erklärung vor dem Parlament.

Vorwürfe zurückgewiesen

Hoon wies Vorwürfe gegen die britische Regierung zurück. Alle ihm bekannt gewordenen Fälle, in denen irakische Gefangene möglicherweise misshandelt worden seien, wurden oder werden untersucht. Der britische Verteidigungsminister entschuldigte sich wie zuvor bereits Premierminister Tony Blair bei allen Irakern, die nachweislich misshandelt worden seien.

Vertreter aller britischen Parteien hatten Auskunft darüber gefordert, was die Regierung von Premierminister Blair seit Bekanntwerden der Folter- und Misshandlungsvorwürfe unternommen hat. Am Freitag hatte ein Bericht des Roten Kreuzes auch Fragen zum Verhalten britischer Soldaten im Irak aufgeworfen. Dem Bericht zufolge waren für die meisten Misshandlungen von Gefangenen allerdings US-Soldaten verantwortlich. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sandte aber auch einen Bericht über das Verhalten britischer Soldaten nach London. Blair entschuldigte sich am Montag erneut für Misshandlungen durch britische Soldaten. Er sieht sich auch aus den eigenen Reihen mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

15 von 33 Beschwerden entkräftet

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte im britischen Unterhaus, es seien 33 Beschwerden eingegangen, von denen 15 bisher entkräftet worden seien. "Jedem Übeltäter wird das Handwerk gelegt", betonte er.

Hoon stand dem Parlament Rede und Antwort zu Vorwürfen, die Regierung von Tony Blair habe bereits seit Februar durch einen Bericht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Informationen zu Übergriffen britischer Soldaten erhalten. Der Minister sagte in Übereinstimmung mit einer Sprecherin von Blair, das Kabinett habe erst "vor sehr kurzer Zeit" Kenntnis von dem Bericht enthalten. Außerdem sei das IKRK im Großen und Ganzen zufrieden mit der Behandlung irakischer Gefangener unter britischer Aufsicht.

"Starke Hinweise"

Im Bericht des IKRK seien drei Punkte aufgeführt worden, so Hoon: Der Tod des 28 Jahre alten Baha Mussa im September, die Praxis, die Köpfe der Gefangenen mit Plastiktüten zu verhüllen sowie der Vorwurf eines Gefangenen, sein Wagen sei gestohlen worden. Der Tod Mussas sei unmittelbar untersucht und auch im Parlament erörtert worden. Die Verhüllung der Gefangenen sei im September eingestellt worden.

Hoon sagte weiter, es gebe "starke Hinweise" darauf, dass ein Fahrzeug, das auf den angeblichen Folterfotos mit britischen Soldaten zu sehen ist, zur fraglichen Zeit gar nicht in Irak gewesen sei. Dies hätten ihm die Sonderermittler der Militärpolizei gesagt. Verschiedene Fachleute hatten die Echtheit der Bilder bereits nach ihrem Erscheinen angezweifelt. Die britische Tageszeitung "Daily Mirror" hatte am 1. Mai Fotos veröffentlicht, auf denen britische Soldaten angeblich bei der Misshandlung irakischer Gefangener zu sehen waren. (APA/Reuters/dpa)