Chuck Leavell
Forever Blue Solo Piano
(Sony)

Foto: Sony
Wien – Dass Chuck Leavell ständig von Bäumen spricht, ist ganz normal. Er ist Forstwirt. Aber manchmal kann er damit Freunden wie Mick Jagger oder Eric Clapton ziemlich auf die Nerven gehen. Und das wiederum hängt damit zusammen, dass Chuck Leavell unter Rock'n'Rollern auch einer

der gefragtesten Keyboarder ist. Mit den Rolling Stones tourt er bereits seit mehr als zwanzig Jahren. Montag gab er im Bösendorfer-Stadtsalon in Wien von beiden Leidenschaften eine Kostprobe.

Als Waldbesitzer (800 Hektar im US-Bundesstaat Georgia) setzt Leavell auf schadstofffreie, nachhaltige Bewirtschaftung, wofür er in den USA bereits mehrere Male als "Treefarmer of the Year" ausgezeichnet wurde. Seine Erfahrungen schildert Leavell im Buch Forever green, das kommenden Herbst auf Deutsch erscheinen wird.

Das freut auch Stefan Schenker, den Präsidenten des Hauptverbandes der Land- und Forstwirtschaftsbetriebe. Denn die Forstphilosophie ist dies- und jenseits des großen Teiches sehr ähnlich: nur so viel Holz ernten, wie nachwächst. Rund fünf Prozent des österreichischen Nadelholzschnittes werden in die USA exportiert.

"Wir verdanken Bäumen so viel Schönes. Ohne Holz gäbe es gar keine Musik", meinte der Stones-Keyboarder, setzte sich an den bereitgestellten Bösendorfer-Flügel, dessen Resonanzboden und Gerüst einmal eine 30 Meter hohe Fichte waren, und sang von daheim: Georgia on My Mind. Der Bluesklassiker ist auch auf seinem bisher einzigen Soloalbum, Forever blue, zu hören.

Dass er als "sechster Stone" stets im Schatten seiner bekannteren Kollegen steht, stört Chuck Leavell übrigens wenig. Einzig Ronnie Wood beneide er manchmal – wegen des Namens. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2004)