London - Fressen auf Teufel komm raus, dabei nicht nur abnehmen, sondern generell gesünder leben? Was wie ein Märchen klingt soll bei Labormäusen funktioniert haben - mit einer Methode, die aus der Tumorbehandlung bekannt ist. Das berichtet zumindest das britische "Nature Medicine".

US-Wissenschafter um Mikhail Kolonin von der University of Texas in Houston wollen Fettpolster verschwinden lassen und gleichzeitig die Stoffwechselrate erhöhen können - ohne dass eine Ernährungsumstellung oder ein Bewegungsprogramm nötig ist. Der Trick: Die Forscher hungern die Fettzellen buchstäblich aus, indem sie mithilfe eines künstlichen Proteins ganz gezielt die Blutgefäße zerstören, die diese Zellen versorgen - derart werden auch Tumorzellen zum Absterben gebracht.

Bei Mäusen soll diese Strategie Erfolg gezeigt haben: Nach vier Wochen hätten übergewichtige Mäuse trotz fettreicher Ernährung ein Drittel ihres Gewichts verloren.

Die Texaner hatten ein künstliches Eiweißmolekül identifiziert, das sich ausschließlich in den feinen Blutgefäßen anreichert, die das Fettgewebe durchziehen und die Fettzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. An dieses Molekül koppelten sie ein zweites Protein, das Gefäßzellen in den Selbstmord (Apoptose) treibt. Diese Kombination spritzten sie übergewichtigen Mäusen täglich vier Wochen lang, ohne ihre fettreiche Ernährung zu ändern.

Die Mäuse hätten nicht nur kräftig abgenommen, sondern seien auch immer gesünder geworden: Während sie zu Beginn der Therapie unter den typischen Gesundheitsproblemen Übergewichtiger wie einer Fettleber und einer leichten Diabetes gelitten hätten, habe sich ihr Stoffwechsel im Verlauf der Behandlung immer mehr erholt: Die Fettdepots in der Leber seien verschwunden, die Reaktion auf Insulin habe sich verbessert, und der Stoffwechsel sei angekurbelt worden. Auch sei das Fett aus dem Fettgewebe komplett verarbeitet oder ausgeschieden worden, auch in anderen Geweben habe sich kein Fett mehr gefunden.

Die Forscher hoffen, derart auch menschliches Übergewicht in den Griff zu bekommen. Denn die Oberflächenmoleküle, die das künstliche Protein gezielt zu den Fettzellen führen, gebe es auch in Blutgefäßen im menschlichen Fettgewebe. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 5. 2004)