Eine "erfreuliche Trendumkehr" bemerkt Innenminister Ernst Strasser angesichts der nun veröffentlichten Kriminalstatistik. Und tatsächlich scheinen die Zahlen imposant. Im Vergleich zum März 2004 wurden im April gleich um 12,8 Prozent weniger strafrechtlich relevante Fälle bekannt. Zusätzlich stieg die Aufklärungsquote österreichweit um fast ein ganzes Prozent.

Was sich auf den ersten Blick in der Tat als sicherheitsmäßiger Silberstreifen am dunklen Kriminalitätshorizont interpretieren lässt, sieht bei näherer Betrachtung allerdings eher wie eine weitere Schlechtwetterfront aus. Denn im Vergleich zu den ersten vier Monaten des Vorjahres ist die Sicherheitslage in Österreich weiter schlechter geworden. Um 6,9 Prozent ist die Zahl der Anzeigen nach oben geklettert.

Dazu kommt, dass das Instrument der monatlichen Kriminalstatistik ein relativ neues ist. So lässt sich derzeit noch schwer abschätzen, ob der doch deutliche Rückgang im April ein statistischer Ausreißer ist oder tatsächlich die erhoffte Trendwende ankündigt.

Die kommenden Monate werden es zeigen. Nicht vergessen sollte man dabei allerdings, dass dieser Zeitraum auch den endgültigen Beschluss der Exekutivreform bringen soll. Also die geplante Zusammenlegung aller Wachkörper sowie tief greifende Änderungen bei Dienstrecht und Besoldung. Derartige Eingriffe schaffen naturgemäß Unsicherheiten, möglicherweise wirken sie sich auch auf die Motivation der Beamten aus. Der Innenminister sollte daher den bevorstehenden Showdown mit der Gewerkschaft (die Ende Mai eine Mitgliederbefragung durchführt) vorsichtig angehen. Sonst könnte sich die mögliche Trendwende plötzlich ganz schnell als Trendwendchen entpuppen. (DER STANDARD, Printausgabe 11.05.2004)