Wien - Die Wiener M&A PrivatBank AG sah sich am Montag veranlasst, Anleger zu beruhigen, die bis Februar 2004 über ein Genussscheinmodell in amerikanische Second-Hand-Lebensversicherungen investiert haben. "Es besteht für unsere Anleger kein Grund zur Besorgnis", hieß es in einer Mitteilung. Hintergrund: Der amerikanische Partner der Wiener M&A Life Settlement Holding AG, die US-Brokerfirma Mutual Benefits Corporation (MBC), wurde vorige Woche von der US-Aufsicht geschlossen. Gegen die MBC als bisher größtem Vermittler solcher "gebrauchter Lebensversicherungen" in den USA wird behördlich ermittelt.

"Klarheit in ein bis zwei Wochen"

In ein bis zwei Wochen will M&A-Bankvorstand Christian Landrock Klarheit aus den USA haben. Am 17. Mai sei seitens der US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC die nächste Anhörung der MBC-Verantwortlichen anberaumt, sagte er zur APA. Im besten Fall würden sich die Vorwürfe gegen den US-Broker als haltlos herausstellen und dann gehe alles weiter wie bisher, meint Landrock. Im worst case könnte allerdings der Handel mit Second-Hand-Polizzen mit einem Gesamtmarktpotenzial von 4 bis 5 Mrd. Dollar pro Jahr in den USA zum Erliegen kommen.

Ein Vorstand der M&A Life Settlement Holding - sie hat das Genusscheinmodell für Anleger in Österreich aufgelegt - sei heute, Montag, in Florida und werde sich dort selber einen Überblick über den Sachverhalt verschaffen, so Landrock. Bis zum Abend erwarte er erste Informationen. Über die Zahl der Zeichner und die Summe der angelegten österreichischen Gelder machte die Bank keine Angaben, die von "profil" genannten 20,5 Mio. Euro werden von der Wiener Privatbank als zu hoch zurück gewiesen.

Acht bis zwölf Prozent Rendite versprochen

Die M&A Bank hat in Österreich diese "Life-Settlement-Genusscheine" (diskontierte amerikanische Ablebensversicherungen) mit Renditeerwartungen zwischen 8 bis 12 Prozent vertrieben, allerdings nicht exklusiv, wie Landrock fest hält. Wer die übrigen "zahlreichen Kooperationspartner" sind, sagte er nicht. Aufgelegt hat das Genussscheinmodell die M&A Life Settlement Holding AG, die nach Bank-Vorstandsangaben mit der M&A PrivatBank "gesellschaftsrechtlich nicht verbunden" sei. Man teilt sich in der Wiener Renngasse ein Büro.

Der US-Broker MBC vermittelt unter anderem Polizzen, die todkranken Personen gegen Cash abgelöst werden. Laut Medienberichten hat die US-Börseaufsicht gegen die Mutual Benefits Corp in Florida Betrugsverdacht erhoben. Die Versicherungsaufsichtsbehörde des Bundesstaates Florida hat Mitte letzter Woche die sofortige Schließung von MBC veranlasst. Auslöser war laut "profil" und "WirtschaftsBlatt" eine Anzeige der US-Bundeswertpapieraufsicht SEC. Die MBC-Gründer Joel und Leslie Steinger stünden im Verdacht, Anleger und Geschäftspartner um Millionen Dollar geschädigt zu haben. Die SEC laste den beiden Betrug, Täuschung, Erpressung und die Manipulation medizinischer Gutachten an. Laut "Wall Street Journal" sollen weltweit 29.000 Investoren rund 1,1 Mrd. US-Dollar über MBC in Second-Hand-Lebensversicherungen veranlagt haben. Ob und wie viel Geld noch vorhanden ist, werde derzeit von den US-Behörden ermittelt. Bis auf weiteres haben die US-Behörden alle MBC-Konten blockiert.

"Anlegergelder nicht in Gefahr"

Nach Angaben der M&A PrivatBank wirft die Anklageschrift der US-Brokerfirma MBC "eine Reihe von Vergehen" vor, "jedoch nicht, dass Investorengelder veruntreut wurden." "Nach derzeitigem Wissensstand", so die M&A Bank, "ist der Verbleib der Anlegergelder, die in diesen Genussschein investiert wurden, geklärt und gesichert." Das gelte auch für den Prämienreservefonds. Landrock: "Wir haben sofort gemeinsam mit der Life Settlement Holding Beweise aus USA eingeholt, dass die Gelder noch da sind." Anlegergelder seien nicht in Gefahr, erklärt die Bank.

Im Wesentlichen, so meint die M&A PrivatBank, gehe es in den Vorwürfen gegen MBC darum, dass Ertragserwartungen zu hoch gegriffen gewesen seien. Hauptkritkpunkt der SEC sei die für Amerika relevante Tatsache, "dass die von MBC vertriebenen Produkte nicht wie bisher gehandhabt Versicherungsprodukte sind, sondern Wertpapiere, die der Börsenaufsicht SEC unterstehen."

Die Wiener M&A Privatbank gehört zu 60 Prozent Unternehmerfamilien, darunter maßgeblich der Familie Hönigsberger. Die an der gleichen Adresse in Wien domizilierte M&A Life Settlement Holding unter Führung der beiden Manager Gerald Hörhan und Bernhard Huber wurde 2003 "als spezialisierte Gesellschaft für diskontierte amerikanische Ablebensversicherungen" gegründet. (APA)