Gemütliches Zusammensitzen?

Die Berater hatten alle Hände voll zu tun, um die zukünftigen Akademiker zu beraten

Manuela Kaltenrainer

Ständchenkoller

Alle Institute stellten sich auf der Nawi vor. Manchen bereitete das Kopfzerbrechen

Manuela Kaltenrainer

Nawi zeigt sich von der schönsten Seite

Ohne Frage: Die Fakultät in der Hellbrunnerstraße zeigte sich im guten Licht

Manuela Kaltenreiner
Salzburg – "War das jetzt fad", stößt eine Maturantin unter lautem Seufzen aus, als sie die Tür des Hörsaales hinter sich zuschlägt. Richtig langatmig sei ihr die Vorlesung vorgekommen, "ich weiß ja nicht, aber der hätte sich schon ein bisschen kürzer fassen können. Ich hab es echt nicht mehr ausgehalten da drinnen", meint die 18 jährige Birgit Freischlager, die schon seit 9.00 Uhr morgens unterwegs ist, um ja nichts zu versäumen. Sie sei bereits auf der "NaWi" (Naturwissenschaft) gewesen, weil von dort aus die Shuttlebusse zu den einzelnen Fakultäten fuhren. Die Eröffnungsrede des Rektors Heinrich Schmidinger habe sie nicht interessiert, denn, so die Maturantin, "ich wollte ja wissen, wie der Unialltag abläuft. Die Vorlesung eben wirkte aber etwas abschreckend auf mich".

Nawi in Jahrmarktstimmung
Der "Tag der offenen Tür" ist vor allem auf der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät am Rudolfskai schmerzlos vorübergegangen. Zwei armselig wirkende Informationsständchen im Foyer, eine "fade" Soziologie-Vorlesung und ein überfülltes Seminar. Die Fakultät präsentierte sich nicht gerade von ihrer besten Seite.

Ganz anders die Naturwissenschaftliche Fakultät: Laute Musik dröhnte aus Lautstärkern den etwas perplex wirkenden Besuchern ins Gesicht, eine ziemlich laute Studentin, die marktschreierisch Zeitungsabos an den Mann zu bringen versuchte und eine glückliche, wenn auch etwas gestresst wirkende ÖH- Maturantenberaterin, die mit dem Tag sehr zufrieden schien. "Es sind viele Maturanten zu unserem Stand gekommen und haben sich mit Infobroschüren eingedeckt. Am meisten interessierten sie sich neben dem konkreten Studium für Jobs und Wohnmöglichkeiten", erklärt sie.

Sinn und Unsinn des Studierens
Ohne Frage, die PR-Veranstaltung der Universität war ein Erfolg, auch aus der Perspektive einiger Vertreter der so genannten Orchideenstudien, die sich unheimlich freuten, einmal ernst genommen worden zu sein. So auch Martin Jelinek von der Studienrichtungsvertretung Philosophie: "Ich bin überrascht, dass ich nicht belächelt wurde, das passiert nämlich hin und wieder". Die meisten, meint der Philosophiestudent, hätten eine geringe Vorstellung vom Fach, doch immerhin würden sie sich für den Inhalt des Studiums interessieren und nach Arbeitschancen nach dem Studium fragen. "Klar sage ich ihnen dann, dass die Arbeitsmöglichkeiten nicht gerade umwerfend sind, doch das heißt noch lange nicht, dass ein Studium deshalb nichts nützt", weiß Jelinek.

Theoretisches Tanzen
Ähnlicher Ansicht ist auch die Gesandte der Musikwissenschaften: "Um es zu etwas zu bringen, muss man halt über einen gewissen Drive verfügen, nur so ist Karriere möglich". Mit einem neuen Studienzweig möchte die MuWi Studierende locken, erklärt Gunhild Oberzaucher-Schüller, mit dem Studium der Tanzwissenschaften. Vor allem Mädchen würden sich für dieses Studium interessieren, doch die Maturantinnen gingen mit der falschen Einstellung an die Sache, denn "bei diesem Studium geht es nicht ums praktische Tanzen, sondern um die Theorie. Fürs Tanzen selbst, gibt es andere Institute, oder Tanzschulen".

Nicht alles ist Gold was glänzt… Ob die Frage "Wie bastle ich mir ein Hochschulstudium?" am "Tag der offenen Tür" zur Genüge beantwortet werden konnte, ist zweifelhaft. Die Uni versuchte zwar mit Hochglanzbroschüren auf interessante Veranstaltungen hin zuweisen, die Studienrichtungsvertreter probierten sich in ihrem nettesten Lächeln, um die Maturanten zu ihrem Infostand zu locken, doch die zukünftigen Akademiker ließen sich davon nicht verwirren. Sie wissen ganz genau was sie wollen, holen sich gezielt Informationen zu ihren Interessensgebieten und lassen sich von laut dröhnender Musik mindestens genauso wenig beeindrucken, wie vom langatmigen Akademikergeschwafel. (mz)