Innsbruck/Wien - Die Österreich-Tochter der insolventen deutschen Bekleidungskette Hettlage ist endgültig pleite. Nachdem über Hettlage Österreich in München bereits zu Monatsbeginn ein Konkursverfahren eröffnet worden ist, hat das Unternehmen am Dienstag auch in Österreich den Insolvenzantrag gestellt.

Als Masseverwalter von Hettlage Österreich wurde der Innsbrucker Rechtsanwalt Stephan Kasseroler bestellt. Die Tagsatzung ist für den 30. Juli, 11 Uhr, angesetzt worden. Der Status ist nach Meinung des KSV noch offen. Die Aktiva müssten erst neu bewertet werden, nachdem im Textilsektor mit größeren Abstrichen zu rechnen sei, so Werdinig.

Betroffen sind 525 Mitarbeiter. Die österreichweit 13 Filialen dürften vorerst aber offen bleiben, sagte Manfred Werdinig vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) am Vormittag zur APA. Der Konkursantrag wird gegen Mittag gestellt werden.

Diskutiert wird unter anderem die Gründung einer Auffanggesellschaft. Konkurrenten hätten bereits reges Interesse gezeigt. Die Verbindlichkeiten von Hettlage Österreich werden vom KSV auf 5,15 Mio. Euro geschätzt. Ob ein Zwangsausgleich zustande komme sei noch offen. Die erste Tagsatzung werde voraussichtlich Ende Juli angesetzt werden, so Werdinig.

"Schon etwas zu machen"

Die Masseverwalterin für Hettlage Deutschland, Barbara Beutler, meinte dazu am Dienstag auf APA-Anfrage: "Ich denke, dass in Österreich schon etwas zu machen ist." Aussagen über Schulden und Vermögen der österreichischen Gesellschaft wollte sie nicht treffen.

Dies sei Sache des österreichischen Masseverwalters, der vom Gericht heute bestellt werden soll. Schon auf Grund der Europäischen Insolvenzordnung, aber auch wegen der "engen wirtschaftlichen Verflechtung" der Gesellschaft werden die beiden Insolvenzverwalter aber "eng zusammenarbeiten".

Dass aus Deutschland oder von der Liechtensteiner Muttergesellschaft der Bekleidungskette Mittel zufließen könnten, glaubt Beutler allerdings "eher nicht". Es werde noch geprüft, bisher gebe es aber keine Indizien für Vermögen in diesen Gesellschaften.

Österreich-Tochter ausgeblutet?

Vorwürfe der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) Oberösterreich, wonach die deutsche Mutter die gewinnbringende Österreichtochter in die Insolvenz getrieben habe, um die deutsche Konkursmasse aufzufetten, wies Beutler am Dienstag zurück. Die deutsche Hettlage habe "kein Interesse daran, die österreichische Gesellschaft an die Wand zu fahren".

Laut "WirtschaftsBlatt" (Dienstagausgabe) fordert die deutsche Masseverwalterin von Hettlage Österreich 2 Mio. Euro aus Lieferungen und Leistungen. Rund 895.000 Euro schuldet die Österreich-Gesellschaft demnach der Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV), der Rest entfällt auf Lieferanten und Vermieter. Außerdem hat Hettlage Österreich wie berichtet bereits die April-Gehälter an seine Mitarbeiter nicht mehr ausbezahlt.

Grund für das Scheitern der Bekleidungskette war laut KSV der "extrem große Wettbewerb durch internationale Textilketten wie H&M oder C&A". Dies habe zu "enormen Umsatzverlusten und Ertragseinbrüchen" geführt. In Österreich ist der Umsatz im Zeitraum 2000 bis 2002 von 61,4 auf 53 Mio. Euro geschrumpft. Im Vorjahr eingeleitete Sanierungsversuche seien gescheitert, so der Kreditschutzverband. (APA)