Washington - Der Bericht des US-Generalmajors Antonio Taguba beschreibt auf 53 Seiten die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten im Gefängnis von Abu Ghraib bei Bagdad. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2003 und wurde von Taguba im März vorgelegt. Nach der Veröffentlichung der ersten Folterfotos Ende April gelangte der als geheim eingestufte Bericht nach und nach an die Öffentlichkeit. Im Folgenden wesentliche Erkenntnisse der Untersuchung laut Nachrichtenagentur AFP:

- Der US-Militärgeheimdienst und die CIA, die Washington wertvolle Informationen aus dem Irak liefern sollten, standen vermutlich hinter den Misshandlungen. Die Misshandlungen waren Teil einer genau kalkulierten Strategie, um die Gefangenen für Verhöre gefügig zu machen. So hatten die Ermittler des Militärgeheimdienstes und "anderer US-Regierungsbehörden" - üblicherweise eine Umschreibung für die CIA - die Gefängniswärter der 372. Kompanie der Militärpolizei angewiesen, ihr Vorgehen zu ändern, um "die physischen und seelischen Bedingungen für eine günstige Befragung der Zeugen" zu schaffen.

- Die Angehörigen der 800. Brigade der Militärpolizei, die für das Abu-Ghraib-Gefängnis verantwortlich waren, hatten vermutlich noch nie etwas von der Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen gehört. Sie wurden für ihre Aufgabe "nicht angemessen" ausgebildet.

- Zwischen Oktober und Dezember 2003 gab es eine ganze Reihe "sadistischer, krasser und mutwilliger krimineller Misshandlungen" in Abu Ghraib. Sie sind zum Teil auf den bisher veröffentlichten Fotos zu sehen:

- Irakische Gefangene wurden vielfach nackt fotografiert, zu sexuellen Handlungen gezwungen und dabei verhöhnt. Unter anderem mussten sie vor den Kameras masturbieren oder Oralsex simulieren, männliche Insassen wurden zum Tragen von Frauenunterwäsche gezwungen.

- Ein US-Militärpolizist hatte Sex mit einer irakischen Gefangenen.

- Ein Gefangener wurde mit einer Neonröhre vergewaltigt und wahrscheinlich auch mit einem Besenstiel.

- Hunde ohne Maulkorb wurden zur Einschüchterung der Gefangenen eingesetzt; in mindestens einem Fall wurde ein Gefangener gebissen und schwer verletzt.

- Gefangene wurden geschlagen und mit Chemikalien gequält, die über ihre Körper geschüttet wurden.

- Tote Iraker wurden fotografiert.

- Nackte Gefangene wurden mit kaltem Wasser übergossen.

- Ein nackter Gefangener wurde gedemütigt, indem er an einer Hundeleine gehalten wurde.

- ein Gefangener musste mit einem Sack über dem Kopf auf einem Pappkarton stehen und war an Elektrodrähte angeschlossen; ihm wurde mit Stromschlägen gedroht, sollte er herunterfallen. (APA)