Washington - Der deutsche Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat an die USA appelliert, mit einer gründlichen Aufarbeitung des Folterskandals ihre "moralische Glaubwürdigkeit" wieder herzustellen. Fischer sagte am Dienstag nach einem rund halbstündigen Gespräch mit seinem US-Kollegen Colin Powell in Washington, er habe Powell darüber unterrichtet, wie "tief entsetzt" die europäische Öffentlichkeit über die Misshandlungen von irakischen Gefangenen sei. Es sei dringend notwendig, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Die USA müssten ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, da ihre Führungsrolle in der Welt unverzichtbar sei.

Zu den Spekulationen um die Zukunft von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wollte sich Fischer nicht äußern. Dies sei eine Frage, die "die Innenpolitik der Vereinigten Staaten berührt, nicht uns". Fischer wollte am Dienstag noch Vertreter des Kongresses treffen. Am Mittwoch war ein Gespräch mit US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice geplant.

Schon vor seiner Abreise nach Washington hatte Fischer eine Bestrafung der Verantwortlichen für die Folterungen gefordert. Am Montag hatte sich der US-Senat bei den Opfern öffentlich entschuldigt und die Misshandlungen scharf verurteilt. Der Besuch Fischers ist Teil der wieder enger gewordenen deutsch- amerikanischen Konsultationen. Außer Fischer halten sich derzeit auch Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) und Innenminister Otto Schily (SPD) in Washington auf, um den G-8-Gipfel im Juni auf Sea Island (US-Bundesstaat Georgia) vorzubereiten. (APA/dpa)