Denver - Die US-Soldatin im Zentrum des Entrüstungssturms über die Folterbilder aus dem Irak hat sich nun auch öffentlich zu Wort gemeldet. Sie habe auf Befehl gehandelt, sagte Lynndie England (21) in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview des Fernsehsenders KCNC-TV aus Denver. "Personen mit höherem Rang" hätten ihr etwa befohlen, eine Leine zu halten, die um den Hals eines nackten Gefangenen lag, und in die Kamera zu lächeln. Keiner der bereits Angeklagten habe das Gefühl, etwas Unrechtes getan zu haben, sagte England, schließlich seien nur Befehle befolgt worden.

Auf in Medien veröffentlichten Fotos ist die Gefreite unter anderem zu sehen, wie sie im Abu-Ghraib-Gefängnis bei Bagdad lachend eine Leine hält, die um den Hals eines am Boden liegenden Häftlings geschlungen ist. "Ich wurde von ranghöheren Personen angewiesen, dort zu stehen und die Leine zu halten, und sie haben das Foto gemacht, das ist alles, was ich weiß", sagte die in Fort Bragg in den USA inhaftierte England. Auf einigen Misshandlungsfotos ist England auch lächelnd mit einer Zigarette im Mund zu sehen.

Die Offiziere hätten ihr und ihren Kameraden gesagt, dass sich die Demütigungen der Häftlinge auszahlen würden, sagte England. "Von unserer Warte aus haben wir unsere Arbeit getan, was bedeutet, dass wir getan haben, was von uns verlangt wurde und das Ergebnis war das, was sie wollten." Die Bilder seien im Oktober aufgenommen worden. Auf die Frage, wie sie sich gefühlt habe, neben dem nackten Mann zu stehen, antwortete England: "Ich habe gedacht, dass es etwas seltsam war". Es gebe auch Bilder, die eine noch schlimmere Behandlung der Gefangenen zeigten. Nähere Angabe machte England dazu auf Anraten ihres Anwalts jedoch nicht.

Der ermittelnde US-Generalmajor Antonio Taguba hatte vor einem Ausschuss des US-Senats am Dienstag ausgeschlossen, dass die Soldaten auf der Basis von Anweisungen handelten, die Gefangenen mit einer systematisch entwürdigenden Behandlung für Verhöre aussagebereit zu machen. Allerdings seien die Misshandlungen auf Führungsschwäche auf allen Ebenen der US-Armee und fehlende Kontrolle zurückzuführen. Wegen der Misshandlungsvorwürfe sind die britische und die amerikanische Regierung innen- und außenpolitisch unter starken Druck geraten. (APA/Reuters)