Kano - Bei den jüngsten blutigen Unruhen in der nordnigerianischen Stadt Kano haben bewaffnete Moslems nach Angaben einer christlichen Vereinigung mindestens 400 Christen getötet. Mehr als 10.000 Menschen seien auf der Flucht, sagte der Generalsekretär der Organsiation CAN, Saidu Dogo, der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Er rief seine "Brüder und Schwestern" auf, auf Rache zu verzichten. Die Angaben wurden zunächst weder von der Polizei noch vom Roten Kreuz oder Krankenhäusern bestätigt.

Der Polizeichef des Bundesstaates Kano, Abdul Ganiju Dawodu, sprach von 30 Toten und 40 Verletzten in den vergangenen zwei Tagen. Inzwischen herrsche wieder Ruhe in Kano, die Sicherheitskräfte hätten die Kontrolle zurückgewonnen.

Ein Vertreter des Roten Kreuzes erklärte, wegen der chaotischen Zustände am Mittwoch habe seine Organisation noch nicht alle Leichen sehen können. Das Leichenhaus sei aber voll. Mindestens fünf Tote konnten nicht mehr aufgenommen werden, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Im Krankenhaus von Kano wurde Einwohnern, die nach Angehörigen suchten, der Zugang verwehrt. Einige vermuteten, dass die Toten nicht den Verwandten übergeben würden, weil viele von ihnen durch Schüsse der Polizei getötet worden seien. Am Mittwoch hatte Polizeichef Dawodu seinen Offizieren Schießbefehl erteilt, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

Massaker an Moslems

Derweil traf Präsident Olusegun Obasanjo in Jos ein, der Hauptstadt des zentralen Bundesstaates Plateau. Wie sein Sprecher mitteilte, wollte Obasanjo auch die Stadt Yelwa besuchen. Dort waren bei einem Angriff christlicher Milizionäre am 2. Mai amtlichen Angaben zufolge 200 bis 300 Moslems getötet worden. Gegen das Massaker hatten am Dienstag rund 10.000 Menschen in Kano protestiert. Die Demonstration eskalierte zu den neuerlichen gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Christen und Moslems. (APA/AFP)