Bild nicht mehr verfügbar.

Marokko zeigte beim diesjährigen Afrika-Cup auf. Erst im Finale musste man sich Gastgeber Tunesien geschlagen geben.

Foto: REUTERS/Radu Sigheti
Rabat/Madrid - Die Marokkaner waren immer die Vorreiter im afrikanischen Fußball. Nun wollen sie im Jahr 2010 auch die ersten sein, die eine Weltmeisterschaft in Afrika ausrichten. "Es wäre im Interesse aller, wenn Marokko am 15. Mai vom Weltverband FIFA den Zuschlag erhielte", meint Saad Kettani, Chef des marokkanischen Organisationskomitees. "Wir haben uns 1970 als erstes afrikanisches Land für die WM-Endrunde qualifiziert. 1986 erreichten wir als erste Afrikaner die zweite Runde. 1998 stellten wir den ersten afrikanischen Schiedsrichter für das WM-Finale."

Für die Marokkaner ist die Kandidatur der vierte Anlauf, nachdem sie sich bereits vergeblich um die WM-Endrunden 1994, 1998 und 2006 beworben hatten. Auch diesmal erwischten sie einen schlechten Start und schienen gegen den Favoriten Südafrika wenig ausrichten zu können. Aber dann holte Marokko auf. Zugleich gaben die Südafrikaner im Afrika-Cup in Tunesien eine so schlechte Figur ab, sodass die Rivalen um die WM 2010 fußballerisch bestenfalls drittklassig sind.

Vor den Toren Europas

Marokkos Stärke liegt in der Geographie. Wenn das Land in Nordafrika den Zuschlag erhält, findet die WM 2010 unmittelbar vor den Toren Europas statt. Die Fans aus Deutschland, England oder Frankreich könnten in etwa drei Flugstunden und für wenige Hundert Euro anreisen. An Attraktionen für Touristen fehlt es nicht. Marokko hat endlose Badestrände, wilde Gebirgslandschaften im Atlas, mittelalterliche Städte und die Wüste Sahara zu bieten.

Für die WM planen die Marokkaner mit neun Stadien mit jeweils 45.000 bis 95.000 Plätzen. Drei davon stehen bereits und sollen renoviert werden, drei weitere sind im Bau, die übrigen werden errichtet, wenn das Land von der FIFA den Zuschlag erhält. Viele Marokkaner verbinden den Traum von der WM mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. "Der Mann auf der Straße ist überzeugt, dass er und seine Familie Arbeit erhalten, wenn Marokko sich in der FIFA durchsetzt", sagt der Sportfunktionär Rachid Ouali Alami.

"Einer der sichersten Plätze der Welt"

Ein heikles Thema ist die Sicherheit. Marokko gilt - anders als Südafrika mit seiner hohen Kriminalitätsrate - als sehr sicher, hat aber mit der Gefahr des Terrors zu kämpfen. Vor einem Jahr starben in Casablanca bei Anschlägen 45 Menschen. Kettani weist aber Bedenken zurück: "Nach internationalen Standards ist Marokko einer der sichersten Plätze der Welt."

Zu den Stärken der marokkanischen Kandidatur gehören zudem die Infrastruktur von Flughäfen und Autobahnen, ein dichtes Hotelnetz und moderne Telekom-Einrichtungen. Die Schwachstellen liegen in fehlenden Trainingsplätzen, im Gesundheitswesen und in der offenen Frage, was nach der WM aus den Stadien würde.

Kopf-an-Kopf-Rennen?

"Alles deutet darauf hin, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen uns und Südafrika geben wird", sagte Kettani. Allerdings bereitete die FIFA den Marokkanern vor einer Woche eine böse Überraschung. Im Inspektoren-Bericht des Weltverbandes erhielt Marokko nur den dritten Platz hinter Südafrika und Ägypten, das keiner mehr auf der Rechnung hatte. FIFA-Präsident Joseph Blatter beschwichtigte die empörten Marokkaner: "Es ist noch nichts entschieden." (APA/dpa)