Womit sie ihr erstes Konzert begannen? Mit Bach. Erstes Brandenburgisches, F-Dur. Was war? Leider Enttäuschung, vorrangig. Bausparkassenversichertes Musizieren im ersten, kaugummiendloses Seufzerleid im zweiten und Esprit von der Stange im dritten Satz. Ohne Frische alles, brav und sittsam, lasch in der Artikulation. Eher blasser Staubzuckerbach.
Dann Haydn, Symphonie C-Dur, Hob. I:0. Wie so oft bei Rattle: Die schnellen Randsätze - in diesem Fall zweimal Allegro assai - wurden automatisch Prestissimo heruntergespult, heißt: wieselflinke Sechzehntelsprints der Streichersektion hart an der Geht-gerade-noch-Grenze. Rattle ging wie immer glückstrunken auf in seiner Rolle als Gestalter, zeigte alles und jedes und sagte irgendwie aber dann doch nichts.
Arrangierte die vielen schönen Tönchen superflink und klug und feinsinnig und proper im vermeintlich klassischen Rahmen: ach, wie galant, dies alles; so perfekt, aber auch so unendlich fern, glatt. Bei keinem anderen Dirigenten kann man sich auf so hohem Niveau so langweilen wie bei Simon Rattle.
Schönbergs Orchesterfassung von Johannes Brahms' 1. Klavierquartett op. 25 beschloss den Abend. So hehr auch Schönbergs Absichten waren: Das Gelbe vom Ei ist seine Bearbeitung der emotionstollen Kammermusikalie nicht wirklich. Trotz aller Instrumentierungskunst wirkt das Werk immer wie eine Brahms-Symphonie mit Löchern, wie eine zum Ferrari aufgemotzte Vespa.