Das alles ist Jahre her, die Erinnerung an mein nächtliches ökonomisches Fehlverhalten in diesen Ferientagen (ein notorisches Tun, welches mit "selbst" beginnt und dem suchenden Flötenspiel Pans gemahnt) aber ist präsent geblieben. Obwohl ich kurz nach damals entschlossen die Flöte gegen die Flasche tauschte. Bloß weniger Konsultationen der Parfümistin meines Vertrauens bedurfte es, und meine Marke war gefunden: The Great Pretender, ein testosteronverträglicher Selbstbräuner. Mit dem reib ich mich jetzt überall ein, spar mir den Urlaub und finde in jedem nächsten Espresso sofort Anschluss.
--CONTRA
von Daniel Glattauer
Braun ist, sieht man vom Politischen ab, eine unterschätzt schöne und ehrliche Farbe. Sie kommt in der Natur nicht nur vor, sie ist sie. (Erde, Holz, Braunkohle, Braunbär.) "Du hast wundervolle braune Augen", klingt zum Beispiel um Welten anmutiger als das abgedroschene "Du hast wundervolle blaue Augen". Was für breite Paletten die Farbe aufbieten kann, veranschaulicht uns die Schuhpasta: dunkelbraun, mittelbraun, hellbraun, beige, ocker - alles prächtig erdige Töne. Aus der Frisierkunde kommt dann auch noch das adrette "Brünett" dazu. Und sogar blondes Haar ist irgendwie ansatzweise braun, vor allem im ungefärbten Zustand.
In der gesunden und kräftigen Familie Braun gibt es nur einen einzigen Schwachpunkt, einen Ausreißer, eine Unfarbe, ein Stiefkind: Es ist das "Selbstbraun". Erstens sind Worte, die mit "selbst" beginnen, selten von vornehmer Tugend (Selbstsucht, Selbstgefälligkeit, Selbstüberschätzung). Zweitens ist "Selbstbraun" ausschließlich dazu da, der Natur, die sie niemals erreichen würde, künstlich nachzuhinken.