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Von der versprochenen lichtdurchfluteten Grünoase blieb nicht viel übrig

Foto: APA/ FUKSAS Massimiliano
Ernüchterung bei einem Lokalaugenschein in der Wienerberg City: Von der versprochenen lichtdurchfluteten Grünoase blieb nicht viel übrig. Die Straßenschluchten sind nach Süden hin gut abgeschottet. Wohnriegel blockieren jeden Blick zu Sonne und nahem Grün.
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Wien - Der Ankündigungsjubel klingt noch gut in den Ohren: Auf dem Wienerberg werde "ein mit viel Licht und Grün gestalteter Lebensraum entstehen", hatte Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP) vor genau drei Jahren versprochen. Vor einem Jahr pries er die "Freizeiteinrichtungen" und die "naturnahe Gestaltung" der neuen Hochhauswohnbauten "im Schatten der Twin Tower".

Vorschusslorbeeren, die schnell zerbröseln, wenn man sich jetzt bei einem Lokalaugenschein ansieht, was aus diesem hochgerühmten Stadtentwicklungsprojekt tatsächlich geworden ist.

Kein Platz für Fußgänger:

Der Zugang für Passanten ist von der Station Raxstraße her grundsätzlich durch die Shoppingmall vorgesehen. Das muss man erst einmal wissen. Dass Fußgänger auch auf der Straße gehen könnten, ist niemandem in den Sinn gekommen: Bei der ersten Gasse hinein in die Wienerberg City ist der Gehsteig einen halben Meter breit - und dann noch mit Laternen und Straßenschildern gespickt.

Straßen im Schatten:

Der erste Innenhof - von einem "mit viel Licht und Grün gestalteten Lebensraum" kann man hier bei bestem Willen nicht sprechen. Dass dieser Bauplatz eigentlich Südlage hat, muss man erst erklärend hinzufügen - denn nach Süden hin ist die Anlage mit Bauten gründlich abgeriegelt. So dringt an einem lauen Maivormittag nicht ein Sonnenstrahl in diesen Hof.

Bauen gegen Widmung

"Dabei sind in der Flächenwidmung Durchblicke vorgesehen. Bei der Umsetzung wurde dann widmungswidrig alles dichter zusammengerückt - jetzt soll das nachträglich wieder korrigiert werden", ärgert sich der Grünen-Klubobmann Christoph Chorherr, der am Mittwoch zur Städtebausünden-Tour geladen hatte. "Wer hier in den unteren Stockwerken wohnt, genießt den sozial geförderten Blick auf Mauern und Sozialversicherungsgebäude."

Der "Spielplatz"

Der nächste Innenhof - hier hätten Kinderspielplätze errichtet werden sollen. Allein: Ein Gutachten prophezeite aufgrund der Düsenwirkung zwischen den Bauten ähnliche Windverhältnisse wie auf der Donaucity. Daher kein Spielplatz, da akute Gefahr droht, dass die Windsbraut die Gschrappen aushebt.

Die erste "Freizeiteinrichtung" zwei Ecken weiter: 35 Quadratmeter zwischen zwei Garagenlüftungen, eine Schaukel, eine Sandkiste, ein Zaun. Chorherr: "Immerhin sind die Reifen neu. Wenn man so etwas für Hunde hinstellt, hat man die Tierschützer am Hals." Allerdings: Ein 3000-m²-Gemeinschaftsspielplatz soll noch gebaut werden.

Der Golfplatz

Endlich Grünraum - hinter dem letzten Wohnriegel öffnet sich die grüne Weite des Wienerberges. Aber weit kommt man nicht. Die Spaziergänger stoßen auf die Abzäunung des Golfplatzes. "Das Gelände hat bis Mitte der 80er-Jahre der Stadt Wien gehört", erinnert Chorherr. "Und was ist das jetzt? Vielleicht der Arbeiter-Golfverein?"

Das Vorbild Es gibt tatsächlich ein Beispiel auf dem Wienerberg, wie offener, grüner, zur Sonne orientierter Wohnbau aussehen könnte. Man muss nur über die Straße gehen und in den üppig bewachsenen Innenhof vom George-Washington-Hof gehen. Errichtet 1927-30. Im direkten Vergleich bleibt Chorherr nur eine Beschreibung für die neue Wienerberg City: "Zynischer Fiasko-Städtebau". (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 13.5.2004)