Wien - 2005 wird in Österreich 50 Jahre Staatsvertrag gefeiert. Die "Mediathek" - ein Ton- und Videoarchiv - arbeitet aus diesem Anlass an einer multimedialen Online-Ausstellung, die ab Frühjahr 2005 im Internet verfügbar sein wird. Bereits jetzt können auf der Homepage der Mediathek einige hundert Ton-Dokumente abgehört werden. Insgesamt verfügt die Mediathek des Technischen Museums Wien über eine Million Tonaufnahmen auf rund 250.000 Tonträgern, sagte Rainer Hubert, der zuständige Abteilungsleiter. Vor drei Jahren wurde mit der Digitalisierung des Archivmaterials begonnen. Etwa 6.000 Stunden der Tonaufnahmen wurden bereits digitalisiert und auf einem Massenspeichersystem abgelegt.

Nicht nur Politik Ab 2005 soll es dann eine "virtuelle Ausstellung" geben, die nicht nur den politischen Aspekt abdeckt, erläuterte Hubert. Auch die vielen Dinge des Alltages - etwa Musik, Literatur oder Sport - sollen sich auf staatsvertrag.at wieder finden. Hubert zeigte sich überzeugt, dass auf diesem Wege die Widersprüche der Zeit viel besser vermittelt werden könnten als nur mit schriftlichen Dokumenten. Zu hören waren bei der Pressekonferenz, bei der das Vorhaben vorgestellt wurde, unter anderem zwei Wahlreden von Karl Renner und der Widerstandskämpferin Rosa Jochmann aus dem Jahr 1945. Das sei vor allem deshalb etwas Besonderes, weil es aus dem Jahr 1945 kaum Ton-Dokumente gebe. Im Archiv befinden sich aber auch rund 300 Tonbandschachteln, die Sendebänder des US-Besatzungssenders "Rot-Weiß-Rot" (bis 1955) enthalten. Die Ton-Dokumente sollen aber nicht unreflektiert bereitgestellt werden, sondern mit kritischen Kommentaren in einen Kontext gestellt werden, erläuterte Hubert.

Bedeutung Der Historiker Gerhard Jagschitz unterstrich die Bedeutung audio-visueller Dokumente. Auf diese würde in seiner Zunft noch viel zu wenig zurück gegriffen. Man konzentriere sich auch sehr oft nur auf die politische Komponente, der Alltag der Bevölkerung bleibe ausgeklammert. Das zeige sich etwa in der Frage, warum noch heute die Themen Neutralität und Staatsvertrag mit einer "so starken Emotionalität" verbunden seien. Aus den Dokumenten von staatsvertrag.at komme dieser Aspekt sehr stark hervor. (APA)