US-Vizeverteidigungsminister bezieht sich auf Leitfaden von Verhörmethoden - Rotes Kreuz geht von systematischer Folter aus
Redaktion
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Washington - US-Vizeverteidigungsminister Paul
Wolfowitz hat eingeräumt, dass vom Militär gebilligte Verhörmethoden
im Irak gegen die Genfer Kriegsgefangenen-Konvention verstoßen haben
dürften. In einem Senatsausschuss wurde Wolfowitz am Donnerstag auf
einen vom Kommandanten der Truppen im Irak, Ricardo Sanchez,
gebilligten Leitfaden angesprochen, in dem als Verhörmethoden unter
anderem Schlafentzug und Isolationshaft von mehr als 30 Tagen Dauer
genannt werden.
Verletzung der Genfer Konvention
Wolfowitz sagte dazu, solche Verhörmethoden seien eine Verletzung
der Genfer Konvention. Er wisse jedoch nichts über Diskussionen über
diese Praktiken in der Armee und über eine Anweisung Sanchez'. Auch
der im Dienstrang zweithöchste General der US-Armee, Peter Pace,
sagte vor dem Ausschuss, er habe eine solche Direktive Sanchez'
persönlich nicht gesehen, und wisse auch nicht, auf welcher
Dienstrangebene sie möglicherweise bekannt oder geprüft worden sei.
Verhörmethoden
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte einem anderen
Senatsausschuss am Mittwoch gesagt, Rechtsberater des
Verteidigungsministeriums hätten die Verhörmethoden der US-Armee
gebilligt. Zu den am Donnerstag in dem Senatsausschuss angesprochenen
Direktive Sanchez' werden unter anderem erzwungene unangenehme
Körperhaltungen wie langes Knien oder die Bedrohung von Häftlingen
mit Wachhunden genannt.
"Systematische Folter"
In der Presse veröffentlichte Fotos über Misshandlungen aus der
Haftanstalt Abu Ghraib bei Bagdad hatten weltweite Empörung ausgelöst
und die US-Regierung unter massiven innen- wie außenpolitischen Druck
gesetzt. Bei einem Blitzbesuch in Abu Ghraib hatte Rumsfeld am
Donnerstag vor jubelnden Soldaten bekräftigte, dass es sich bei den
Folterungen um Einzelfälle gehandelt habe. Das Internationale Rote
Kreuz und andere Menschenrechtsorganisationen gehen jedoch von
systematischer Folter aus, die im Verteidigungsministerium seit
Monaten bekannt gewesen sei. (APA/Reuters)
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