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Sonia Gandhi wird als künftige Ministerpräsidentin gehandelt.

Foto: REUTERS/B Mathur
Neu-Delhi - Nach dem überwältigenden Wahlsieg ihrer oppositionellen Kongresspartei in Indien sucht Parteichefin Sonia Gandhi mit ihren Koalitionspartnern nach einem gemeinsamen Regierungskurs. Die als künftige Ministerpräsidentin gehandelte 57-Jährige traf am Freitag mit Vertretern der mit ihr verbündeten Linksparteien zusammen. Der Generalsekretär der Kongresspartei, Oscar Fernandes, teilte nach dem Treffen mit den Linksparteien mit, dass eine Mehrheit für Gandhi als Ministerpräsidentin fix sei. "Es gibt einen Konsens darüber. Unsere Alliierten haben ... gesagt: 'Ihr wählt eure Chefin und wir unterstützen sie'."

Säkulare Parteien gefragt

Nach Angaben eines führenden Parteivertreters, Major Dalbir Singh, ist es Ziel der Kongresspartei, neben den verbündeten Linksparteien "so viele säkulare Parteien wie möglich mit an Bord zu holen, um die nicht-religiöse Front zu stärken". Unmittelbar nach ihrem Sieg hatte Kongresschefin Gandhi, eine gebürtige Italienerin, die rasche Bildung einer "starken, stabilen und säkularen Regierung" angekündigt.

Premier Gandhi?

Unklar blieb weiterhin, ob Gandhi selbst das Amt der Premierministerin übernehmen wird. Die Witwe des 1991 ermordeten Ex-Premiers Rajiv Gandhi reagierte zunächst ausweichend. Am Samstag wollte die Fraktion die neue Führung wählen; normalerweise ist mit dem Parteivorsitz dann auch die Übernahme des Premieramts verbunden. In ersten Reaktionen hatten sich führende Vertreter der Kongresspartei für Gandhi als neue Regierungschefin ausgesprochen. Die Hindu-Nationalisten unter dem bisherigen Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee (79) hatten im Wahlkampf gegen die "Ausländerin" und Katholikin Gandhi mobil gemacht.

Aussöhnungspolitik

Gandhi hat eine Fortsetzung der Aussöhnungspolitik mit Pakistan zugesichert sowie ein Festhalten an den Wirtschaftsreformen ihres abgewählten Vorgängers Vajpayee. In der indischen Wirtschaft wurden aber Befürchtungen laut, dass die neue Regierung den bisherigen Privatisierungs- und Reformkurs abbremsen könnte. Tatsächlich will die Kongresspartei Gewinn bringende Unternehmen zunächst nicht privatisieren. Der indische Aktienmarkt reagierte auf den Machtwechsel mit sinkenden Kursen und erreichte am Freitag den tiefsten Stand seit vier Jahren. (APA/AP/Reuters)