Wien - Nach einem "fulminanten Start" mit bisher 330.000 abgeschlossenen Verträgen wird der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge gut ein Jahr nach Marktstart eine erfreuliche Zukunft bescheinigt. "Bis Jahresende 2004 rechnen wir mit einer Gesamtzahl von 580.000 Verträgen", sagte Raiffeisen Capital Management-Chef Andreas Zakostelsky am Freitag vor Journalisten. Die Nachfrage der Kunden sei sehr groß. In zehn Jahren wird die dritte Pensionssäule mit 3 bis 4 Mio. unterzeichneten Verträgen laut Zakostelsky ähnlich verbreitet sein wie das Bausparen.

Der Wiener Börse sind durch die Zukunftsvorsorge im Startjahr 2003 zwischen 120 und 140 Mio. Euro an Anlagevolumen zugeflossen. Im Durchschnitt der kommenden zehn Jahre rechnet Börsevorstand Stefan Zapotocky mit 300 bis 500 Mio. Euro an jährlichen Mittelzuflüssen für die Börse.

Anlage in Polen und Ungarn

Künftig wird die Heimatbörse den österreichischen Vorsorgekuchen aber mit den Kapitalmärkten von sieben der zehn neuen EU-Mitgliedern teilen müssen, in deren Börsen seit 1. Mai auch investiert werden darf. Zakostelsky gibt an, zwischen 3 und 5 Prozent des Gesamtvolumens in die Region Osteuropa mit Schwerpunkt Polen, Ungarn und Tschechien veranlagen zu wollen.

Der Interessensverband der Anleger (IVA) sieht noch einige Verbesserungsmöglichkeiten für die Zukunftsvorsorge. Zum einem fordert IVA-Chef Wilhelm Rasinger von den Anbietern vor allem bei den Kosten höhere Transparenz, vom Gesetzgeber erhofft er sich mehr Flexibilität bei der gesetzlich vorgeschriebenen Aktienquote, da gegen Ende der Laufzeit ein niedrigerer Aktienanteil sinnvoll sei.

Kapitalgarantie überflüssig

Die Kapitalgarantie hält Rasinger für gänzlich überflüssig: "Eine Kapitalgarantie verursacht Kosten, ist in Wahrheit jedoch verzichtbar, da es sich bei der Zukunftsvorsorge ohnedies um eine Langfrist-Veranlagung handelt." Auch Zakosteslsky glaubt, dass die Kapitalgarantie nicht notwendig sei, sie sorge jedoch für Vertrauen der Anleger. Die Kosten beziffert er mit 0,4 bis 0,5 Prozent pro Jahr. Daher regt Zakostelsky beim Gesetzgeber eine zweite Produktvariante der Zukunftsvorsorge ohne Garantie an.

Die Aktienquote kann laut Zakostelsky derzeit erst nach dem Ablauf der zehnjährigen Mindestbindungsfrist durch eine teilweise Umschichtung in andere Wertpapierfonds reduziert werden. Allerdings müsse für den umgeschichteten Anteil die halbe staatliche Prämie - die für 2004 von 9,5 auf 9 Prozent reduziert wurde - zurückgezahlt werden. (APA)