Stenzel wörtlich: "Wir sehen, wie leicht es geht und wie die Zivilisation - auch die amerikanische, auch die europäisch-abendländische Kultur - keinerlei Schutzschild davor bietet, dass man in Charaktereigenschaften fallen kann, in bestimmten Extremsituationen, die den KZ-Schergen um nichts nachstehen."
"Solche Vergleiche verbieten sich", meint SPÖ-Spitzenkandidat Hannes Swoboda auf Anfrage des Standard. "Das Entsetzen über das, was im Irak passiert, ist groß. Aber man sollte doch sehr vorsichtig sein mit Vergleichen in Bezug auf Konzentrationslager und auch Holocaust."
Auch Grünen-Kandidat Johannes Voggenhuber gibt sich bestürzt: "Das ist ein Konvolut von abstrusen Verharmlosungen, historischer Bewusstlosigkeit und gleichzeitiger leichtfertiger Entschuldigung für die verantwortlichen Befehlsstrukturen der USA im Irak. Wie man dieses Knäuel in drei Zeilen hineinbringt, ist wirklich eine erschreckende Leistung." Stenzel selbst revidiert auf Standard-Anfrage ihre Aussagen: "Der Holocaust ist leider einmalig, mit dem lässt sich nichts vergleichen."
Stimmig in farblicher Hinsicht, aber in getragener, fast verhaltener Laune lief der Wahlkampfauftakt ab. Auch wenn die Trauerarbeit über die Niederlage Benita Ferrero- Waldners offiziell für beendet erklärt wurde, dominierte sie die Reden.
Jede Stimme zählt
ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka beschwor "unsere Benita" einmal mehr als "Vorbild" und sie selbst rief aus: "Machen wir nicht denselben Fehler, der bei der Bundespräsidentenwahl gemacht wurde, gehen wir zur Wahl, wählen wir, denn jede Stimme zählt." Stenzel mahnte einmal mehr Frauensolidarität ein: "Wenn alle Frauen so solidarisch zu dir gewesen wären, wie wir zueinander sind, wärest du heute woanders."
Ohne Vorbehalte fröhlich strahlten nur die Signalfarben des Auftakts: Orange und Blitzblau. Sie fanden sich auf der Krawatte von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, im Kostüm von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner - und nicht zuletzt in den Deckengemälden von Josef Mikl.
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nützte seine Ansprache zur Lage der Nation vor allem, um seine Partei auf das Projekt Europa einzuschwören. Es sei an der Zeit, eine "Ode an die Freude, nicht an die Mieselsucht" anzustimmen. "Es sind nicht die Angstmacher, die Hofräte des Hin- und Rücksichtelns, die für Europa wichtig sind, sondern die Visionäre." Das sei jetzt aber keine "Wellness-Rede", meint er launig.