Innsbruck/Wien - In Tirol wird der Verkauf und die Weitergabe so genannter Alkopops an unter 18-Jährige verboten. Bei den Alkopops handelt es sich um süß schmeckende Mischgetränke, deren Alkoholanteil meist knapp über jenem von Bier (5,5%) liegt. Der Tiroler Landtag begründet den Schritt mit dem "anhaltenden Trend der Jugendlichen nach übermäßigem Konsum derartiger Getränke". In seiner Entschließung fordert der Landtag die Landesregierung zu einer entsprechenden Novelle des Jugendschutzgesetzes auf.

Schutzbestimmungen harmonisieren

Christoph Hörhan, ein Sprecher von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, begrüßt die Initiative und verweist auf ähnliche Pläne in Salzburg und der Steiermark. Das Ministerium betrachte es als eine seiner Aufgaben, die in Länderkompetenz stehenden Schutzbestimmungen zu harmonisieren. Für 2005 plane das Ministerium eine auf Prävention abzielende Kampagne zum Thema Jugend und Alkohol, kündigt Hörhan an.

Die Aufforderung des Tiroler Landtags, für alkoholische Mischgetränke die Einführung einer Zusatzsteuer zu prüfen, trifft im Gesundheitsministerium auf offene Ohren. Ein informelles Gespräch zwischen Rauch-Kallat und Finanzminister Karl-Heinz Grasser habe dieser Tage dazu stattgefunden.

Um 89 Cent teurer

In Deutschland wird ab 1. Juni auf Alkopops eine Sondersteuer bis zu 89 Cent pro Flasche eingehoben, die allerdings von deren Herstellern als verfassungswidrig bezeichnet wird, weil Mischgetränke mit Bier oder Wein und zum Teil höherem Alkoholgehalt von der Besteuerung ausgenommen seien. Das Gesundheitsministerium will den "interessanten Schritt in Deutschland beobachten", wobei Hörhan eine vergleichbare Maßnahme für Österreich bereits innerhalb der nächsten Monate nicht ausschließt. Die deutsche Regierung erwartet, dass durch die Sondersteuer derAlkopop-Konsum bei Jugendlichen um 75 Prozent gesenkt wird.

Verlässliche Daten über den Alkopop-Konsum von Jugendlichen liegen weder national noch international vor. Im Ministerium rechnet man mit entsprechenden Studien bis Jahresende.

Suchtexperten sehen im früheren und teilweise heftigeren Alkoholkonsum von Jugendlichen zugleich keine Anhaltspunkte für eine wachsende Alkoholproblematik im Erwachsenenalter. (hs, DER STANDARD Printausgabe 15/16.5.2004)