Jerusalem - Das Oberste Gericht in Israel hat der Armee per einstweiliger Verfügung die Zerstörung von Häusern in der Stadt Rafah im Gazastreifen vorerst untersagt. Ausnahmen seien nur zulässig, wenn Häuser im Verlauf von Kampfhandlungen demoliert würden, berichteten israelische Medien am Samstag. Bewohner von Rafah hatten Einspruch gegen die Zerstörungen durch das israelische Militär eingelegt, über den das Gericht in Jerusalem an diesem Sonntag beraten will.

Die israelische Armee muss nun beweisen, dass die Zerstörung von Dutzenden von Häusern in Rafah Teil des Kampfes gegen militante Palästinenser war, die sich nach Angaben Israels in den Häusern verschanzt und von dort aus geschossen hatten. Die Palästinenser werfen Israel dagegen vor, die Zerstörung der Häuser sei Teil eines Plans, die Pufferzone zwischen der Stadt und der Grenze zu Ägypten auszuweiten.

Über tausend Palästinenser seit Freitag obdachlos

Mehr als tausend Palästinenser sind laut UNO-Angaben seit Freitag nach der Zerstörung von Häusern in Rafah im südlichen Gaza-Streifen durch die israelische Armee obdachlos. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) habe bei einem Besuch in dem Lager 88 zerstörte Häuser vorgefunden, sagte ein Sprecher am Samstag in Gaza. Das israelische Vorgehen verstößt massiv gegen die Vierte Genfer Konvention über die Behandlung der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten.

In den zerstörten Unterkünften hätten 206 Familien gewohnt, insgesamt 1064 Menschen, sagte der UNRWA-Sprecher. Zuvor hatte die regierungsunabhängige Organisation Palästinensisches Zentrum für Menschenrechte (PCHR) von mehr als hundert "komplett zerstörten" Häusern in Rafah gesprochen. Die irische EU-Ratspräsidentschaft hat Israel zum "sofortigen" Stopp der Zerstörung von palästinensischen Häusern aufgefordert. Unter dem Eindruck der katastrophalen Situation hat die Europäische Union 28 Millionen Euro Soforthilfe für Palästina freigegeben. Damit sollten Lebensmittel, Wasser, Medikamente und psychosoziale Hilfe finanziert werden. (Red/APA/dpa)